Allergien

Heilung von Erdnussallergie in Sicht?

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Berlin -

Allergische Reaktionen haben in den letzten Jahrzehnten zugenommen. In Industrieländern leiden momentan etwa 1 bis 3 Prozent der Kinder und 1 bis 2 Prozent der Erwachsenen an einer Erdnussallergie. Die Anzahl der Kinder hat sich dabei mehr als verdreifacht. Nun macht eine neue australische Studie Hoffnung auf Heilung.

Über 18 Monate hinweg wurden die Versuchsteilnehmer mit einer Mischung aus Milchsäurebakterien und Erdnussproteinen behandelt. So sollte der Körper an das Allergen gewöhnt werden. Viele der Kinder konnten anschließend ohne Probleme Erdnüsse essen. Der Effekt halte auch vier Jahre später noch an, berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Lancet Child and Adolescent Health“. 16 von 24 therapierten Kindern seien ohne Allergie. Das entspricht einer Rate von 67 Prozent.

Kinder, die zuvor allergisch reagiert hätten, könnten nun Erdnüsse genauso problemlos essen wie Kinder ohne Allergie, erklärte die Studienleiterin Mimi Tang vom australischen Royal Children's Hospital in Parkville. Die Untersuchung sei „der stärkste Beweis dafür, dass Erdnussallergien heilbar sein könnten“.

Bei ihrer Behandlung setzten die Forscher unter anderem probiotische Bakterien ein, die natürlicherweise in Joghurt vorkommen. Die Milchsäurebakterien des Typs Lactobacillus rhamnosus unterstützen die Darmflora und aktivieren verschiedene Immunzellen. Um diesen Effekt auszunutzen, erhielten die Kinder zunächst winzige, dann immer größer werdende Mengen an Erdnussproteinen. Nach Ablauf der 18-monatigen Behandlungszeit hatte sich das Immunsystem von 80 Prozent der Teilnehmer an die Erdnüsse gewohnt.

Spezifische Immuntherapien können allergische Reaktionen auf zum Beispiel Gräser- oder Baumpollen, Tierhaare oder Hausstaubmilben, Schimmelpilze sowie Wespen- und Bienengift behandeln. Eine Hyposensibilisierung ist auch für die Allergene aus Lebensmitteln nötig. Erdnüsse stellen im Besonderen eine große Gefahr dar. Schon geringste Mengen im Mikrogrammbereich des Erdnussproteins genügen, um eine schwere allergische Reaktion auszulösen.

Die Allergie auf Erdnüsse bleibt ein Leben lang bestehen und kann die Lebensqualität beeinträchtigen. Betroffene sollten für den Notfall stets einen Adrenalin-Injektor zur Hand haben.

In den letzten Jahren waren verschiedene Strategien entwickelt worden, um die Erdnussallergie abzudämpfen. Keine der Strategien kam jedoch bislang über die klinische Erprobung hinaus.

Ein Lebensmittel muss nicht einmal Erdnüsse enthalten, um eine allergische Reaktion auszulösen. Wurden im vorherigen Herstellungsprozess erdnusshaltige Produkte hergestellt oder verarbeitet, können die im nachfolgenden Prozess hergestellten Lebensmittel das Allergen in Spuren enthalten. Nicht nur die orale Aufnahme kann eine Allergie auslösen, sondern auch das in Kosmetika enthaltene Erdnussöl. Babys mit empfindlicher und gereizter Haut, die zum Beispiel im Windelbereich mit Produkten mit Erdnussöl behandelt werden, entwickeln eine Sensibilisierung gegenüber dem Protein.

Die Symptome der allergischen Reaktion können lokal begrenzt oder generalisiert als anaphylaktischer Schock auftreten. Hautreaktionen wie Ekzeme, Quinke-Ödem und Urtikaria zählen ebenso zu den Symptomen wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Das Anschwellen der Zunge kann die Atemwege verschließen und lebensgefährlich sein.

Ein Allergietest kann Aufschluss geben, ob Erdnüsse vertragen werden. Der Test kann jedoch auch positiv ausfallen, wenn keine Symptome aufgetreten sind. Man spricht von einer stummen Sensibilisierung. Betroffene müssen dann keine Diät halten, da das Erdnussprotein für sie ungefährlich ist.

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