Antihistaminika

Ketotifen soll rezeptfrei werden Julia Pradel, 05.11.2013 10:35 Uhr

Kleiner Markt: Knapp 9 Millionen Packungen antiallergischer Augentropfen werden pro Jahr verkauft. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Augentropfen mit Ketotifen wird es künftig womöglich ohne Rezept geben: Der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht wird sich bei seiner nächsten Sitzung mit einem entsprechenden Antrag beschäftigen. Die zwei betroffenen Präparate mit 0,25 mg/ml Wirkstoff, Zaditen ophtha von Théa Pharma und Ketotifen-Stulln, könnten künftig in die Freiwahl kommen.

Die Augentropfen sind zur symptomatischen Behandlung einer jahreszeitlich bedingten allergischen Konjunktivitis zugelassen. Théa Pharma hatte das Präparat vor einigen Jahren von Novartis übernommen. Das französische Unternehmen würde den OTC-Switch begrüßen: In den meisten europäischen Ländern seien Ketotifen-Präparate bereits ohne Rezept zu erhalten, so eine Sprecherin. Auch bei Stulln Pharma hofft man auf den Switch: Immerhin gebe es den Wirkstoff bereits seit den 1980er Jahren, sagt ein Sprecher.

Den Markt für antiallergische Augentropfen würde ein OTC-Switch vermutlich kaum verändern: Insgesamt werden nach Zahlen des Marktforschungsunternehmens Insight Health in diesem Bereich – ohne Sympathomimetika – jährlich rund 9 Millionen Packungen im Wert von 34 Millionen Euro zu Herstellerabgabepreisen verkauft.

Auf Ketotifen entfallen 170.000 Packungen beziehungsweise 1,8 Millionen Euro Umsatz. Damit liegt der Wirkstoff im Rx-Bereich zwar mit der Abstand vorn, doch gemessen am Gesamtmarkt kommt Ketotifen nur auf 5 Prozent nach Umsatz und knapp 2 Prozent nach Packungen.

Deutlich häufiger werden rezeptfreie Mittel abgegeben: Laut Insight Health entfallen mehr als 8 Millionen Packungen und ein Umsatz von mehr als 29 Millionen Euro auf rezeptfreie Augentropfen. Am häufigsten werden OTC-Präparate mit Tetryzolin verkauft, darunter Berberil von Mann, Ophtalmin von Winzer, Vasopos von Ursapharm und Visine von McNeil. Präparate mit diesem Wirkstoff werden jährlich rund 2,1 Millionen Mal abgegeben, auf sie entfällt ein Umsatz von 5,4 Millionen Euro.

Nach Umsatz führt Euphrasia von Wala (Euphrasia officinalis, Rosae aetheroleum), das am zweithäufigsten abgegeben wird. Am dritthäufigsten werden Augentropfen mit Cromoglicinsäure verkauft: Auf sie entfallen 1,1 Millionen Packungen und ein Umsatz von 2,8 Millionen Euro. Dahinter folgen Präparate mit Bibrocathol, Azelastin und Euphrasia officinalis. Auf Nichtarzneimittel entfallen knapp 2 Millionen Euro. Produkte aus dieser Gruppe werden im Jahr rund 500.000 Mal verkauft.

Allerdings müssten die Hersteller vermutlich ihre Preise anpassen: Ketotifen kostet auf Basis des Herstellerabgabepreises im Durchschnitt rund 10 Euro pro Packung; Tetryzolin und Cromoglicinsäure rund 2,50 Euro. Für die Apotheken würde im Falle von Switch und Preisanpassung nicht nur die Marge sinken, sondern auch das Fixhonorar wegfallen.