Ein OTC-Switch ist frisches Blut für die Selbstmedikation. Bei Ärzten, Apothekern und Bevölkerung finden Entlassungen aus der Verschreibungspflicht Zustimmung. Die auf der 2. Switch-Konferenz des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH) präsentierten Umfrageergebnisse sprechen für sich. Ärzte würden entlastet, Patienten informiert, Apotheker in ihrer Kompetenz gestärkt.
85 Prozent der befragten Apotheker befürworten OTC-Switches. Sie sehen in einem Switch eine Chance, ihr heilberufliche Kompetenz zu stärken. Potenzial sehen Apotheker bei der Behandlung von Heuschnupfen, Akne, Migräne oder auch Augeninfektionen. Hier laute das Stichwort Gentamicin, so Professor Dr. Niels Eckstein von der Hochschule Kaiserslautern.
Ärzte hingegen sehen mit einem Switch eine Rollenverschiebung – 41 Prozent fürchten, als Ansprechpartner bei allgemeinen Gesundheitsproblemen an Bedeutung zu verlieren. Dennoch befürworten 51 Prozent der Mediziner einen Switch. Denn auch sie sehen Potenzial, vor allem in dem gewonnen Zeitpolster. So sind 33 Prozent der Meinung, dass die Kompetenz bei schwerwiegenden Erkrankungen gestärkt werde. „Dass die Skepsis der Ärzte größer ist, war zu erwarten“, sagt Eckstein.
Etwa jeder zweite Verbraucher steht einem Switch positiv gegenüber. Sie sehen vor allem die Möglichkeit für mehr Mitspracherecht und ersparen sich den Weg zum Arzt. Denn volle Wartezimmer stellen für viele eine Hürde dar und halten von einem Arztbesuch ab. Ohnehin fühlt sich der Großteil der Bevölkerung in der Apotheke gut beraten.
Die Selbstmedikation werde künftig einen größeren Stellenwert einnehmen. Dies sei der Urbanisierung und dem demographischen Wandel geschuldet. „Der niedrigschwellige Zugang zu bewährten rezeptfreien Arzneimitteln der Apotheke erleichtert einen schnellen Behandlungsbeginn. So können Patienten schneller gesund werden und lassen sich Ansteckungsrisiken verhindern“, sagt Dr. Elmar Kroth, Geschäftsführer Wissenschaft beim BAH.
Uneinigkeit und geteilte Begeisterung gibt es laut Umfrage in puncto Impfen in der Apotheke. Während nur 28 Prozent der Ärzte einen Switch befürworten, sind es bei den Apothekern 47 Prozent. Die Bevölkerung ist ähnlich gespalten wie die Apothekerschaft. 43 Prozent sprechen sich dafür aus, 46 Prozent halten Impfen in der Apotheke nicht für sinnvoll. Befürworter sehen bei der Impfung in der Apotheke vor allem eine deutliche Zeitersparnis.
„Die verhältnismäßig hohe Zustimmungsrate hat uns überrascht, da Impfen in der Apotheke für die eine Gruppe mehr Verantwortung und Aufwand und für die andere möglicherweise den Verlust an Behandlungsbreite bedeuten würde. Die Befragten stehen dem Thema somit deutlich aufgeschlossener gegenüber als vermutet“, sagt Eckstein.
In den letzten 40 Jahren wurden 128 Anträge gestellt. Davon wurden mit 89 Anträgen 70 Prozent stattgegeben. Nur drei Switches wurden zurückgenommen: Terfenadin, Astemizol und topischen Ketoprofen. Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann, so Kroth.
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