Aktinische Keratose: Das ist topisch möglich Katharina Brand, 31.07.2024 08:57 Uhr
Für das Krankheitsbild der aktinischen Keratose (AK) gibt es unterschiedliche Behandlungsansätze. Laut aktueller Leitlinie werden vier topische Wirkstoffe empfohlen: Diclofenac, Fluorouracil, Tirbanibulin und Imiquimod. Gibt es einen Favoriten? Und: Welche verschreibungsfreien Präparate sind empfehlenswert?
AK sind präkanzeröse Hautläsionen, die durch UV-Strahlung verursacht werden und unbehandelt zu Plattenepithelkarzinomen (PEK) fortschreiten können. Sie zählen laut aktueller Leitlinie zu den häufigsten dermatologischen Erkrankungen, jedoch existieren derzeit nur wenige belastbare epidemiologische Daten.
Es handelt sich dabei um raue, schuppige Stellen auf der Haut, die oft an sonnenexponierten Bereichen wie Gesicht, Ohren, Nacken, Kopfhaut, Unterarmen, Händen und Lippen auftreten. Neben weiteren Behandlungsmethoden werden drei topische Therapiemöglichkeiten in der aktuellen Leitlinie angeführt.
Königsweg?
Bereits eine 2019 veröffentlichte niederländische Studie verglich die Wirksamkeit verschiedener Wirkstoffe. Ein Jahr nach Therapieende war 5-prozentige Fluorouracil-Creme bei multiplen Läsionen die wirksamste der vier untersuchten lokalen Therapien, zu denen auch das in Deutschland nicht mehr zugelassene Ingenolmebutat, Imiquimod und eine phototherapeutische Variante gehörten.
2022 bewertete Stiftung Warentest die Wirksamkeit von drei in der Leitlinie empfohlenen topischen Wirkstoffen. Diclofenac war am wenigsten wirksam, aber gut verträglich. Fluorouracil verbesserte das Hautbild deutlich. Imiquimod wurde nur empfohlen, wenn andere topische Mittel oder eine Kältebehandlung nicht infrage kamen.
Ein im Mai im Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) veröffentlichter Beitrag bestätigte die Wirksamkeit von Fluorouracil, wobei neuere 4-prozentige Formulierungen überlegen sind. Diclofenac wurde als am wenigsten wirksam, aber für leichtere AK-Formen geeignet eingestuft. Imiquimod stimuliert das Immunsystem zur Bekämpfung der AK-Läsionen, wobei die Anwendung vom Hautzustand abhängt.
Die Forschenden erwähnten auch Tirbanibulin, das 2021 zugelassen wurde. Es zeigt eine hohe Wirksamkeit mit einer vollständigen Abheilung in bis zu 54 Prozent der Fälle nach etwa 60 Tagen. Allerdings tritt in etwa 47 Prozent der Fälle innerhalb eines Jahres ein Rezidiv auf.
In der aktuellen Leitlinie wird betont, dass bei der Wahl der Behandlungsmethode für AK mehrere Faktoren wie Alter, Komorbidität, Immunsuppression, Läsionen-Anzahl und Therapieadhärenz berücksichtigt werden müssen. Eine individuelle Entscheidung ist erforderlich, da bis zu 85 Prozent der behandelten AK nach einem Jahr wieder auftreten können. Regelmäßige Nachkontrollen und möglicherweise eine Kombination verschiedener Therapien sind notwendig, um die langfristige Wirksamkeit zu erhöhen und die Progression zu PEK zu verhindern.
Prävalenz
Die aktuellsten Zahlen stammen aus dem Jahr 2014. Hier lag die Prävalenz bei 90.800 Arbeitnehmenden, basierend auf Daten der gesetzlichen Krankenkassen. Die Gesamtprävalenz betrug 2,7 Prozent, bei 60- bis 70-Jährigen sogar bei 11,5 Prozent. Dabei sind Männer (3,9 Prozent) deutlich häufiger betroffen als Frauen (1,5 Prozent). Mit zunehmendem Alter nimmt die Prävalenz deutlich zu: Bei über 60-jährigen Männern liegt sie bei 20 Prozent, bei über 70-jährigen Männern bei 52 Prozent.
In den letzten zehn Jahren wurde ein deutlicher Anstieg der AK-Fälle beobachtet. Die Ursachen hierfür sind chronische UV-Exposition und der demografische Wandel mit einem höheren Anteil älterer Menschen. Derzeit wird geschätzt, dass in Deutschland etwa 1,7 Millionen Menschen aufgrund von AK in dermatologischer Behandlung sind. Die tatsächliche Zahl der AK-Erkrankten liegt jedoch wesentlich höher und wird in den nächsten Jahren weiter ansteigen.
Sonnenschutz Prävention Nummer 1
Der größte Risikofaktor hierbei: UV-Strahlung. Deshalb ist ein angemesser Sonnenschutz die beste Vorsorge vor Hautkrebs. Insbesondere gefährdet sind Menschen mit heller Haut, da sie leichter einen Sonnenbrand bekommen. Darüber hinaus sind ältere Erwachsene häufiger betroffen, da die Haut über Jahre hinweg UV-Schäden akkumuliert.
Zur Früherkennung der Krebsvorstufe ist zudem die Hautkrebs-Vorsorge wichtig. Ab einem Alter von 35 Jahren haben gesetzlich Krankenversicherte alle zwei Jahre Anspruch auf eine Ganzkörperuntersuchung. Dabei können Hautveränderungen entdeckt und schnellstmöglich behandelt werden. Manche Kassen zahlen das Hautkrebsscreening auch häufiger.