Schmerztherapie

AkdÄ: Fentanylpflaster zu oft verordnet

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Berlin -

Fentanylpflaster werden in Deutschland zu häufig verordnet, so das Fazit der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ). Allein im Jahr 2010 machten sie 40 Prozent der stark wirksamen Opioidverordnungen aus. Da die Indikationsvorgaben oft nicht beachtet würden und Ärzte nur selten zu alternativen Schmerzmitteln griffen, wird laut AkdÄ das Risiko für Patienten erhöht, schwere Nebenwirkungen zu erleiden.

 

In einer Untersuchung der Verordnungspraxis bei Fentanylpflastern hat das Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) Daten von 35.000 Patienten analysiert, die in den Jahren 2004 bis 2006 erstmals Fentanylpflaster verordnet bekamen.

So haben Patienten, die zuvor noch nie mit einem Opioid behandelt wurden, zu oft Fentanylpflaster als erstes verschreibungspflichtiges Analgetikum verordnet bekommen. Dabei sind Opioid-Pflaster bei akuten Schmerzen kontraindiziert: Denn erst nach 12 bis 24 Stunden kann die volle Wirksamkeit erreicht werden. Außerdem ist eine genaue Anpassung der Dosis bei Depot-Arzneimitteln nicht möglich. Unklar sei, warum die Patienten gerade Pflaster verordnet bekommen hatten, denn bei mehr als 70 Prozent der Patienten war unklar, warum nicht auch orale Arzneiformen hätten verabreicht werden können.

Laut AkdÄ werden Fentanylpflaster zu oft als Analgetikum erster Wahl eingesetzt. Denn nach den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollen stark wirksame Opioide vorrangig bei chronischen Schmerzen mit stabilen Opioidbedarf eingesetzt werden. Allerdings hatte die Hälfte der Patienten das Fentanylpflaster nur einmalig verordnet bekommen.

Ärzte sollen künftig die Kontraindikationen, wie akute Schmerzen und Arneimittelwechselwirkungen mit anderen CYP-3A4-Inhibitoren beachten. Außerdem sollen Pflaster nur bei Patienten angewendet werden, die bereits vorher mit oralen unretadierten Opioiden behandelt wurden. Gerade im Sommer sollen Patienten auf die Gefahr der Sonne hingewiesen werden. Denn eine erhöhte Hauttemperatur kann die Wirkstoffaufnahme aus den Pflastern erhöhen: Überdosierungen könnten die Folge sein.

 

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