Aidsforschung geht neue Wege dpa, 25.07.2008 14:04 Uhr
Nach mehreren schweren Rückschlägen hat die Aidsforschung in den USA eine radikale Wende zurück zur Grundlagenforschung eingeläutet. Das Nationale Institut für Allergie- und Infektionskrankheiten NIAID, das rund 80 Prozent der weltweiten Ausgaben für die Suche nach einem HIV-Impfstoff verantwortet, will sich künftig statt auf klinische Versuche mit Patienten stärker auf die Klärung grundlegender Fragen im Labor konzentrieren, wie Institutschef Anthony Fauci erläuterte. Zahlreiche klinische Impfstoffversuche haben in den vergangenen Jahren zu keinerlei Erfolg geführt.
„Es ist nicht so, dass wir komplett anhalten und um 180 Grad umkehren“, sagte der oberste US-Aidsforscher. „Aber wir werden uns viel mehr auf grundlegende Fragen ausrichten, die wir bisher noch nicht beantworten konnten.“ Im Zentrum steht die nach wie vor ungelöste Frage, wie es das wandlungsfähige Virus schafft, immer wieder dem menschlichen Immunsystem zu entkommen.
Faucis Institut hatte jüngst eine klinische Studie mit einem zunächst vielversprechenden Impfstoffkandidaten noch vor Beginn gestoppt, nachdem sich ein ganz ähnliches Präparat des US-Konzerns Merck & Co als Fehlschlag erwiesen hatte und der Versuch abgebrochen werden musste. Die erhoffte Schutzwirkung war dabei ausgeblieben, in einigen Fällen stieg das Infektionsrisiko sogar an.
Faucis aus staatlichen Mitteln finanziertes Institut, das einen jährlichen Etat von etwa 500 bis 600 Millionen US-Dollar (320 bis 380 Millionen Euro) für die Aids-Impfstoffforschung zu vergeben hat, will verstärkt innovative Wissenschaftler anlocken. „Wir wollen neue, junge Forscher einbinden, die nicht eine vorgefasste Meinung haben“, kündigte Fauci an.
Weltweit leben mehr als 30 Millionen Menschen mit HIV, mindestens 25 Millionen sind bereits an der Immunschwäche gestorben. Das Aidsprogramm der Vereinten Nationen (UNAIDS) will im Vorfeld der Weltaidskonferenz (3. bis 8. August) in Mexiko am kommenden Dienstag (29. Juli) einen neuen Bericht über den Stand der weltweiten Aidsepidemie präsentieren.