HIV/Aids

Forscher identifizieren HIV-Rezeptor APOTHEKE ADHOC, 08.06.2015 14:57 Uhr

Körpereigene Abwehr: Forscher des Paul-Ehrlich-Instituts haben einen Rezeptor identifiziert, mit dem Immunzellen HI-Viren erkennen. Foto: PEI
Berlin - 

Forscher des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) haben einen Rezeptor identifiziert, durch den Zellen des Immunsystems das HI-Virus erkennen können. Auf diese Weise kann eine Immunantwort ausgelöst werden. Gelingt es, über die Entwicklung geeigneter Impfstoffe diesen Mechanismus zu verstärken, könnten die Forschungsergebnisse laut PEI genutzt werden, um eine wirksame körpereigene Abwehr gegen HIV zu erzeugen.

Bestimmte Immunzellen des Körpers, die sogenannten dendritischen Zellen, sind den Forschern zufolge grundsätzlich in der Lage, HIV-1 als Eindringling zu erkennen. Bislang sei allerdings unklar gewesen, wie die Zellen das Virus als fremd erkennen.

Die Forscher vom PEI haben gemeinsam mit Kollegen aus Kalifornien und New York entdeckt, dass das Eiweiß Polyglutamin-Bindungsprotein 1 (PQBP1) hierbei eine wichtige Rolle spielt. Die Wissenschaftler wiesen nach, dass dieses Protein ganz spezifisch retrovirale DNA erkennt und bindet.

Die Erbinformation von Retroviren liegt zwar normalerweise als RNA vor – bevor sie ins Genom der Wirtstelle integriert werden kann, muss sie jedoch in DNA umgeschrieben werden. PQBP1 erkennt diese DNA, bindet an sie und ein weiteres Protein, die sogenannte zyklische GMP-AMP-Synthase (cGAS). Durch diese Verbindung kann cGAS eine Signalkette anschalten, die das angeborene Immunsystem und im weiteren Verlauf das spezifische Immunsystem aktiviert.

„Wir haben mit PQBP1 einen wichtigen Rezeptor identifiziert, der die Wahrnehmung des HIV-1 durch die Zelle und das Immunsystem vermittelt", erklärt Forschungsleiterin Dr. Renate König. Bisher habe man angenommen, dass cGAS alleine in der Lage ist, Fremd-DNA zu erkennen. Die Forscher konnten nun einen zusätzlichen wichtigen Baustein dieses Mechanismus identifizieren.

Ohne PQBP1 können die dendritischen Zellen das HI-Virus aber nicht erkennen. Dies zeigten König und ihre Kollegen anhand von Blutproben von Patienten, die unter dem sehr seltenen Renpenning-Syndrom leiden. Bei Patienten mit dieser neurodegenerativen Erkrankung ist das Gen für PQBP1 mutiert und das Protein daher nicht funktional. Bei den Immunzellen dieser Patienten konnte die retrovirale DNA nicht an das Protein binden, sodass auch die Weiterleitung über cGAS ausblieb.

Da dendritische Zellen grundsätzlich über den identifizierten Mechanismus verfügen, bietet er einen potenziellen Anhaltspunkt für eine Therapie: „Ein Anschalten dieses Mechanismus durch ein Adjuvans könnte möglicherweise die Immunantwort gegen HIV im Körper verbessern und damit im Rahmen einer Immuntherapie eingesetzt werden“, so König.