HIV-Diagnose

Aids-Hilfe sieht Home-Test kritisch

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In den USA können Menschen künftig schnell in den eigenen vier Wänden testen, ob sie HIV-positiv sind. Deutsche Experten kritisieren die hohe Fehlerrate der Analyse. Die Einführung des Selbsttests in Deutschland schließt Karl Lemmen, Referent für Qualitätssicherung bei der Deutschen Aids-Hilfe, daher derzeit aus: „Mit einer Anwendungssicherheit von nur 92 Prozent gegenüber 99 Prozent bei ärztlichen Tests sei die Entwicklung des Heimtests noch nicht weit genug fortgeschritten", sagt Lemmen

„Die Ausgangslage in den USA ist nicht mit Deutschland vergleichbar“, erklärte Lemmen. „Dort gibt es eine fünf bis acht Mal so hohe Prävalenz an Infektionen, Menschen ohne Krankenversicherung können sich die ärztliche Untersuchung nicht leisten.“

Der Medizinreferent der Aids-Hilfe, Armin Schafberger, bemängelt das fehlende persönliche Beratungsgespräch zur Sicherheit des Ergebnisses und zu möglichen Fehlern: „Ein negatives HIV-Testergebnis heißt nicht zwingend, dass keine HIV-Infektion vorliegt“, erläutert er. „Nach einer Ansteckung kann es bis zu drei Monate dauern, bis der Körper genug Antikörper gegen HIV gebildet hat, damit der Test eine Infektion nachweisen kann.“

 

 

Kritiker warnen auch vor größerer Suizid-Gefahr: Wer das Ergebnis eines Tests allein im Badezimmer statt von einem Arzt erfahre, könne überreagieren.

In den USA soll der Selbsttest ab Oktober in Drogerien und Apotheken zu haben sein. Über den Preis schweigt der Hersteller Orasure noch. Die „New York Times“ sieht gesellschaftliche Auswirkungen des neuen Tests: „Die Verfügbarkeit eines HIV-Tests, der so einfach wie ein Schwangerschaftstest zu Hause funktioniert, ist ein weiterer Schritt zur Normalisierung im Umgang mit einer Krankheit, die einst ein Schandmal und ein Todesurteil war.“

Jeder fünfte der 1,2 Millionen infizierten US-Amerikaner wisse gar nicht, dass er mit dem HI-Virus infiziert sei, hieß es vom Center for Disease Control and Prevention. Jedes Jahr kämen 50.000 hinzu – oft angesteckt von Menschen, die sich für gesund hielten. Mit Medikamenten könne die Gefahr, das Virus zu verbreiten, um 96 Prozent gesenkt werden. Voraussetzung dafür: Der Betroffene weiß um seine Infektion.

 

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