Gentherapie

Affen lernen farbiges Sehen dpa, 16.09.2009 19:37 Uhr

London/Washington - 

Nach einer Gentherapie können erwachsene rot-grün-blinde Totenkopfäffchen Farben sehen. Das berichtet ein amerikanisches Forscherteam um Katherine Mancuso von der Universität Washington im Fachjournal „Nature“. Nach Angaben der Forscher machen die Ergebnisse Hoffnung auf neue Behandlungswege bei Sehstörungen - auch für erwachsene Menschen.

Männliche Totenkopfäffchen (Saimiri sciureus) sind von Natur aus farbenblind. Ihnen fehlen die Sinneszellen für bestimmte Wellenlängen des Lichts. Daher erkennen sie nur Gelb und Blau, können viele Rot- und Grüntöne aber nicht von Grau unterscheiden. Nur einige weibliche Tiere sehen dreifarbig: Sie besitzen in der Netzhaut die erforderlichen Pigmente.

Farbenblindheit tritt auf, wenn das sogenannte L-Opsin-Gen fehlt, das für die Bildung bestimmter Pigmente verantwortlich ist. Mancuso und ihre Kollegen injizierten ein menschliches L-Opsin-Gen in die lichtempfindliche Schicht unter die Netzhaut der farbenblinden Primaten. Anschließende Farbtests zeigten, dass die Tiere etwa 20 Wochen nach der Behandlung dreifarbig sehen konnten. Die neue Fähigkeit hielt auch zwei Jahre nach der Gentherapie weiter an.

Bislang wurde angenommen, dass angeborene Sehstörungen lediglich bei sehr jungen Menschen behandelt werden könnten. Denn deren Gehirn gilt als noch ausreichend flexibel, um sich an die veränderte Wahrnehmung anzupassen.

Die vorliegenden Ergebnisse zeigten jedoch, dass zum dreifarbigen Sehen lediglich die richtigen Pigmente erforderlich seien, betonten Mancuso und ihre Kollegen. Auch ein erwachsenes Gehirn könne die neuen Informationen verarbeiten. Die Gentherapie verfüge über großes Potential zur Wiederherstellung nicht vorhandener oder verlorener Sehleistung.