Versorgungsatlas

Ärzte verschreiben weniger Antibiotika

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Berlin -

In Deutschland werden seit 2008 weniger Antibiotika verschrieben. Dies zeigt der „Verordnungsatlas“ des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Die Wissenschaftler konnten in ihrer Untersuchung außerdem regionale und altersabhängige Unterschiede feststellen: In der Altersklasse der bis 14-Jährigen ist der Einsatz von Antibiotika demnach deutlich gesunken. Am wenigsten Antibiotika erhielten Kinder in Baden-Württemberg, Bayern und Berlin-Brandenburg. Durchschnittlich wurden ihnen im Jahr 2012 weniger als vier definierte Tagesdosen (DDD) Antibiotika verschrieben. 2008 waren es noch zwischen fünf und sechs DDD.

Die Wissenschaftler führen den Rückgang darauf zurück, dass Kinderärzte seltener auf Antibiotika zur Infektionsbehandlung zurückgreifen als andere Allgemeinmediziner. Sie vermuten, dass eine zunehmende Skepsis bei den Eltern hierbei eine Rolle spielen könnte. Zudem gehen sie davon aus, dass die hohe Impfquote bei Vorschulkindern diese Entwicklung begünstigt habe.

Auch bei den über 70-Jährigen ist eine Abnahme zu verzeichnen. Allerdings äußern die Forscher Bedenken über den hohen Einsatz von Fluorchinolonen. Diese gelten als Hauptverursacher für die Entstehung von Infektionen mit Clostridium difficile, die in dieser Altersgruppe recht häufig auftreten. In der Altersgruppe der 15- bis 69-Jährigen ist im untersuchten Zeitraum keine signifikante Änderung in der Verschreibungshäufigkeit erkennbar.

In der Studie zeichnet sich auch ein West-Ost-Gefälle ab: In den westlichen Bundesländern, allen voran Rheinland-Pfalz und dem Saarland, liegen die Verordnungszahlen bundesweit am höchsten. 2012 wurden dort durchschnittlich jedem Erwachsenen 5,4 oder mehr DDD verschrieben. Die Ärzte im Osten stellten dagegen weit weniger Antibiotika-Rezepte aus: Ihre erwachsenen Patienten erhielten 2012 weniger als vier DDD.

Besorgt äußerten sich die Wissenschaftler auch über die Zunahme der Verschreibung von Cephalosporinen. „Insbesondere ab der zweiten Generation gilt diese Wirkstoffklasse aufgrund ihres breiteren Wirkungsspektrums als Reservegruppe, die schweren Infektionen vorbehalten sein sollte“, erklärte Projektleiter Dr. Jörg Bätzing-Feigenbaum. Er verwies auf Skandinavien und Holland, wo Cephalosporine in der ambulanten Praxis kaum noch Verwendung fänden. „Wenn das dort klappt, sollte das auch bei uns funktionieren“, so Bätzing-Feigenbaum.

Die vorliegende Veröffentlichung des Versorgungsatlas ist die erste ihrer Art, die Daten zur Antibiotikaversorgung im ambulanten Sektor statistisch ausgewertet hat. Die Forscher analysierten hierzu pseudonymisierte Verordnungsdaten von 17 Kassenärztlichen Vereinigungen. Grundlage ihrer Untersuchung bildeten dabei die Anzahl verschriebener Packungen, die definierte Tagesdosis sowie die Anzahl der Patienten mit mindestens einer Antibiotika-Verordnung. Diese drei Indikatoren wurden auf die Grundgesamtheit der GKV-Versicherten bezogen und berechnet.

Die Wissenschaftler ziehen ein positives Fazit ihrer Untersuchung: Die verschiedenen Maßnahmen der letzten Jahre im Rahmen der Antibiotika-Resistenzstrategie zeigen demnach Wirkung. Bislang ist seit der Verabschiedung des Infektionsschutzgesetzes im Jahr 2011 lediglich die Antibiotikaversorgung in Krankenhäusern staatlich geregelt.

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