Ärzte fordern mehr Forschung dpa, 22.04.2008 14:37 Uhr
Deutschland engagiert sich nach Ansicht der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen viel zu wenig bei der Entwicklung neuer Medikamente gegen Tuberkulose, Malaria und anderen Tropenkrankheiten. Gemessen an der Wirtschaftskraft der Bundesrepublik sei die öffentliche Forschungsförderung in diesen Bereichen unterdurchschnittlich, kritisierte die Organisation am Dienstag. Durch fehlende neue Medikamente und Therapien sterben nach Angaben der Hilfsorganisation jedes Jahr weltweit allein drei Millionen Menschen an Tuberkulose und Malaria.
Dank des vor 90 Jahren entwickelten Impfstoffs und der verfügbaren Medikamente ist Tuberkulose in den Industrienationen heute eingedämmt. Doch in ärmeren Ländern reichen die gängigen Therapien nicht mehr aus, um multiresistente Erreger in Schach zu halten. Es fehlten neue Medikamente, einfache Tests und ein wirksamer Impfstoff, sagte Frauke Jochims, Tuberkulose-Expertin bei Ärzte ohne Grenzen.
Nach Rechnung der Hilfsorganisation gab Deutschland im Jahr 2007 rund 7,5 Millionen Euro für die Tuberkuloseforschung aus. Nötig und der Wirtschaftskraft angemessen seien jedoch allein hier 62 Millionen Euro. Für die Forschungsförderung gefragt seien neben den Bundesministerien und den Bundesländern auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft sowie die Max-Planck-, Helmholtz- oder Fraunhofer-Institute.
Das neueste Medikament gegen einen gefährliche Malariatyp wurde vergangene Woche auf den Markt gebracht - in Brasilien. Entwickelt hat es eine Non-Profit-Organisation, die von Ärzte ohne Grenzen 2007 mit 5 Millionen Euro unterstützt wurde. Die neue Kombinationstherapie aus Artesunat und Mefloquin soll die Behandlung von Erwachsenen und Kindern verbessern. Denn noch immer stirbt weltweit alle 30 Sekunden ein Kind an Malaria.