Adipositas bei Kindern: Prävention durch Bewegung Alexandra Negt, 11.12.2019 08:43 Uhr
Die neue S3-Leitlinie zur Adipositas-Therapie und -Prävention im Kindes- und Jugendalter zielt darauf ab, das Bewusstsein für die Krankheit zu stärken – Adipositas ist die häufigste ernährungsabhängige Erkrankung bei Minderjährigen. Übergewicht geht mit physiologischen und psychologischen Folgeerkrankungen einher. Dies bestätigt die Notwendigkeit zur Prävention. Experten aus verschiedenen Fachgruppen, darunter die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), verankerten die Bedeutung von regelmäßiger Bewegung in der neuen Leitlinie.
Die Überarbeitung der Leitlinie wurde unter anderem deshalb vorgenommen, da eine alleinige Ernährungsumstellung nur geringe Langzeiteffekte auf das Körpergewicht verzeichnen konnte. Ein zeitgemäßes Therapiekonzept sollte demnach nicht nur die Ernährung, sondern auch die tägliche Aktivität berücksichtigen. Eine moderate Steigerung der täglichen Bewegung sollte laut Experten in den Fokus der Therapie rücken.
Es wird eine Steigerung der körperlichen Aktivität im Gruppensetting empfohlen, um so die Motivation der Betroffenen zu stärken. Insgesamt setzt die Leitlinie auf eine Verringerung von körperlicher Inaktivität (Medienkonsum, Fernsehen, Computer), Steigerung der Alltagsaktivität (Treppe anstatt Fahrstuhl, Fahrrad anstatt Bus) und eine Anleitung zum körperlichen Training.
Ebenfalls herausgestellt wurde die Bedeutung der Familie: Kinder die im heimischen Umfeld Unterstützunng erfahren, nehmen leichter ab und können das Gewicht öfter halten. Experten verzeichnen eine bessere Therapietreue der Patienten die von Familie und Bekannten eine ausreichende Wertschätzung für ihre Lebensumstellung erhalten. Das Thema Übergewicht sollte offen kommuniziert werden, ohne dass es zu Stigmatisierungen kommt. Verstärkungsmechanismen, wie Loben zur Unterstützung der erreichten Verhaltensänderung, werden empfohlen. Außerdem könne auch das Erlernen von Stressmanagement die emotionale Kontrolle der Kinder stabilisieren.
Eine Prävention sollte langfristig angelegt sein: Experten empfehlen Präventionsprogramme mit einer Dauer von mindestens sechs Monaten. Insbesondere die Reduktion von zuckerhaltigen Softdrinks wird von der Deutschen Gesellschaf für Ernährung (DGE) als sehr effektiv bewertet. Kindern sollte eine große Bandbreite von Lebensmitteln zu Verfügung gestellt werden. Selbstgekochte Speisen haben einen niedrigeren Zucker- und Fettanteil als Convenience Food.
Je nach Altersgruppe empfiehlt die Leitlinie unterschiedliche Präventionsmaßnahmen. „Bei Jugendlichen mit extremer Adipositas liegt die Erfolgsrate allerdings deutlich niedriger als bei jüngeren Kindern. Für diese spezielle Gruppe von jungen Patienten benötigen wir neue Therapiekonzepte“, erklärt der Kinderarzt und Diabetologe Professor Dr. Martin Wabitsch, einer der Autoren der Leitlinie.
Die Leitlinie enthält Stellungnahmen zu folgenden Themen:
- Therapiemaßnahmen zur Ernährung
- Therapiemaßnahmen zur Bewegung
- Bedeutung der Elternschulung
- Digitale Interventionen (Medien)
- Modul zu verhaltenstherapeutischen Maßnahmen
- Ambulante versus stationäre Therapie
- Zusätzliche medikamentöse Therapie
- Adipositas-chirurgische Eingriffe bei Kindern und Jugendlichen