Ausgereifte Körperzellen lassen sich künftig womöglich auch ohne die Hilfe potenziell gefährlicher Retroviren zu den begehrten Stammzellen umprogrammieren. Dies berichten US-Forscher im Fachmagazin „Science“. Die Wissenschaftler um Dr. Konrad Hochedlinger vom Massachusetts General Hospital Cancer Center and Center for Regenerative Medicine in Boston verbesserten das bisherige Verfahren, indem sie harmlose Adenoviren für den Transport der Umwandlungsfaktoren einsetzten.
Sie lösten erfolgreich die Umwandlung der Körperzellen in induzierte pluripotente Stammzellen (iPS-Zellen) aus, wenn auch mit etwas geringerer Effizienz als die bisher eingesetzten Viren. Dafür hätten Mäuse in ersten Versuchen nach der Verabreichung keine Krebserkrankungen entwickelt, berichten die Forscher. Um Körperzellen in Stammzellen umzuwandeln, schleusen Forscher bislang bestimmte Gene mit Hilfe von Retroviren in die Zellen ein. Diese bauen jedoch oftmals ihre eigenen Gene ins Erbgut der Zelle ein und können dadurch Krebs auslösen. Adenoviren besitzen diese problematische Eigenschaft nicht.
Die Herstellung von iPS-Zellen aus ausgereiften Körperzellen ist ein noch sehr junges Verfahren der zellmedizinischen Forschung. Die Zellen können nach ihrer Umwandlung in nahezu jeden beliebigen Typ von Körperzellen weiterentwickelt werden, also etwa Hautzellen zu Herz- oder Nervenzellen. iPS-Zellen könnten damit auch eine Alternative zur Nutzung der ethischen umstrittenen embryonalen Stammzellen darstellen. Im Tierversuch haben Forscher bereits gezeigt, dass sich tatsächlich Krankheiten wie Parkinson oder Sichelzellanämie mit Hilfe der iPS-Zellen behandeln lassen.
Das neue Verfahren erlaube vermutlich die Herstellung von sichereren, patienteneigenen Zellen, schreiben die Forscher. Vor einer therapeutischen Anwendung müssten weitere Experimente allerdings noch bestätigen, dass die Zellen tatsächlich genauso wirkungsvoll sind wie embryonale Stammzellen.
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