Adapalen

Neuordnung im Akne-Markt

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Berlin -

Der bei Akne eingesetzte Wirkstoff Adapalen soll rezeptfrei werden. Im Januar berät der zuständige Sachverständigenausschuss über einen entsprechenden Antrag der Nestlé-Tochter Galderma. Die Entscheidung könnte den Markt auf den Kopf stellen: Bislang sind die meisten Präparate verschreibungspflichtig. Ausgerechnet das Mittel der ersten Wahl soll nun in die Selbstmedikation entlassen werden – und damit seine Erstattungsfähigkeit verlieren.

Laut IMS Health wurden 2014 rund 60 Millionen Euro mit Aknemitteln umgesetzt (Herstellerabgabepreise, ApU). Knapp 95 Prozent entfallen auf verschreibungspflichtige Produkte; betrachtet man nur die topischen Präparate, macht der Rx-Anteil immer noch 92 Prozent aus. Von den 4,7 Millionen Packungen wurden 86 Prozent verordnet, bei den Salben, Lotionen und Cremes sind es 81 Prozent.

Die Dermatika sind zuletzt gewachsen – um 6,5 Prozent auf 3,17 Millionen Packungen. Die oralen Präparate verloren dagegen mehr als 9 Prozent und haben mit 1,5 Millionen Packungen einen Anteil von knapp einem Drittel am Gesamtabsatz.

Adapalen ist fester Bestandteil in der dermalen Therapie. Das Monopräparat mit dem Handelsnamen Differin kommt laut Arzneiverordnungsreport auf 84.000 Verordnungen, entsprechend 3,2 Millionen Tagestherapiedosen (DDD). Über die Kombination mit Benzoylperoxid, die unter der Marke Epiduo vertrieben wird, wurden sogar 185.000 Rezepte ausgestellt, das sind 7,1 Millionen DDD. Während Differin zuletzt 4 Prozent verlor, konnte Epiduo um 10 Prozent zulegen.

Weiter vorn liegen nur Duac (Clindamycin/Benzoylperoxid, GlaxoSmithKline) mit 322.000 Verordnungen beziehungsweise 12 Millionen DDD und Skinoren (Azelainsäure, Jenapharm) mit 270.000 Verordnungen und 5,1 Millionen DDD. Andere wichtige Dermatika sind die Metro-Produkte (Metronidazol, Galderma) mit 344.000 Verordnungen und 8,6 Millionen DDD sowie das im vergangenen Jahr eingeführte Mirvaso-Gel (Brimonidin, Galderma) mit 84.000 Verordnungen und 3,2 Millionen DDD.

Sollte Adapalen tatsächlich komplett aus der Rezeptpflicht entlassen werden, hätte Galderma gleich zwei neue Produkte in der Sichtwahl. Denn Benzoylperoxid ist nicht verschreibungspflichtig. Allerdings hätten womöglich auch zahlreiche Patienten ein Problem, denn an die Rezeptpflicht ist auch die Erstattungsfähigkeit gekoppelt. Die Ärzte wiederum stünden vor einem Gewissenskonflikt: Zwar gelten auch Isotretionin/Tretionin sowie Benzoylperoxid als Mittel der Wahl. Doch Adapalen weist bei vergleichbarer Wirksamkeit die beste Verträglichkeit auf – und könnte dann nicht mehr auf Kassenrezept verschrieben werden.

Dermatologen befürchten allerdings auch, durch die Entlassung des Wirkstoffes aus der Verschreibungspflicht ein Instrument zur Verbesserung der Compliance zu verlieren. Erfahrungsgemäß würden Rx-Produkte regelmäßiger angewendet, erklärt ein Sprecher des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen (BVDD). Da der Therapieerfolg in der Aknebehandlung vor allem von der kontinuierlichen Anwendung abhängt, stünde zumindest den Ärzten eine Option weniger für die Patientenführung zur Verfügung.

Adapalen wird in den Leitlinien als Basistherapeutikum und Mittel der ersten Wahl angeführt. Topische Antibiotika wie Erythromycin, Nadifloxacin, Clindamycin und Chlortetracyclin sollen nicht bei leichter Akne und nicht als Monosubstanz verwendet werden. Es gibt mehrere Kombinationen mit Zink oder Isotretion auf dem Markt; das Retinoid dominiert auch den Bereich der systemischen Präparate.

Im OTC-Bereich hat bislang Benzoylperoxid die Nase vorn. Die umsatzstärksten Produkte enthalten allesamt den Wirkstoff: Benzaknen (Galderma), Cordes BOP und Aknichthol (beide Ichthyol), Aknefug Oxid (Dr. Wolff) und Aknederm (Biomo). Die topische Behandlung mit Salicylsäure wird vor allem über Individualrezepturen durchgeführt.

Eine systemische Behandlung der Akne mit OTC-Präparaten beschränkt sich vorwiegend auf die Gabe von Mineralstoffen. Zinkpräparate haben in Studien einen positiven Effekt auf die Aknebehandlung zeigen können. Aber auch Medikamente mit Trockenhefe sollen den Verlauf günstig beeinflussen und werden unterstützend eingesetzt.

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