AbbVie bringt Skyrizi APOTHEKE ADHOC, 19.06.2019 14:51 Uhr
AbbVie bringt mit Skyrizi (Risankizumab) eine neuartige, systemische Therapie zur Behandlung der mittelschweren bis schweren Plaque-Psoriasis bei Erwachsenen auf den Markt: Der neue Antikörper zeigte sich in Studien den bisherigen Standards der Psoriasis-Therapie signifikant überlegen.
Risankizumab ist ein humanisierter, monoklonaler IgG1-Antikörper, der selektiv an die p19-Untereinheit des menschlichen Interleukin 23 (IL-23) bindet. Das Zytokin ist maßgeblich an Entzündungs- und Immunreaktionen beteiligt. Risankizumab kann die Bindung von IL-23 an den dazugehörigen Rezeptor blockieren und somit die Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen vermindern. Die zielgerichtete Hemmung bewahrt dabei im Körper das für die Immunabwehr förderliche Maß an IL-17.
Die Phase-III-Studien wurden mit über 2000 Patienten durchgeführt. Nach 16 Wochen erreichten über 80 Prozent unter Risankizumab ein hohes Maß an komplett erscheinungsfreier Haut, welches über die gesamte Studiendauer von bis zu 104 Wochen aufrechterhalten werden konnte. Die Studien zeigten außerdem, dass die Therapie mit Risankizumab zu signifikant besserem Ansprechen im Vergleich zu Ustekinumab (Stelara) und Adalimumab (Humira) führte: Nach einem Jahr erreichten 56 und 60 Prozent der Patienten bei Risankizumab-Gabe alle zwölf Wochen komplette Erscheinungsfreiheit, verglichen mit 21 beziehungsweise 30 Prozent unter Ustekinumab. Aktuell laufen weitere Studien zu Risankizumab bei Psoriasis, Morbus Crohn und Psoriasis-Arthritis. Darüber hinaus wird der Wirkstoff unter anderem für die Behandlung von Colitis ulcerosa untersucht.
Die Nebenwirkungsrate unter Risankizumab in den klinischen Phase-III-Studien war niedrig und vergleichbar mit Placebo. Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen zählten Infektionen der oberen Atemwege, Arthralgien und Kopfschmerzen. Die meisten Nebenwirkungen waren leichter oder mittelschwerer Natur und auch in der Langzeitbehandlung wurde keine Zunahme der Nebenwirkungsrate beobachtet.
Skyrizi erhielt im März die Zulassungsempfehlung durch den Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA). Ende April erteilte die EU-Kommission die Zulassung. Seit dem 1. Juni ist Skyrizi nun in deutschen Apotheken erhältlich. Eine Packung enthält zwei Fertigspritzen und kommt mit einem Verkaufspreis von 6153,55 Euro daher. Nach zwei Initialdosen in Woche null und Woche vier ermöglicht ein 12-wöchiges Applikationsintervall ein vereinfachtes Patientenmanagement.
Etwa zwei Millionen Deutsche leiden unter den Symptomen der Schuppenflechte. Die chronisch-entzündliche Hauterkrankung macht sich durch charakteristische Symptome bemerkbar: Stark schuppende, rötlich-entzündete Hautstellen sind häufig von silbrig-glänzenden Schuppen bedeckt, die sogenannten Plaques sind leicht erhaben. Meist sind sie rundlich und klar von der umliegenden Haut abgegrenzt. Häufig sind Ellbogen, Knie, der behaarte Kopf und die Haut hinter den Ohren befallen. Betroffene leiden nicht nur unter starken Schmerzen, sondern auch unter extremem Juckreiz oder Brennen der Haut. Ausgrenzung und Stigmatisierung lässt Betroffene auch psychisch leiden. Für die Behandlung stehen sowohl topische als auch systemische Arzneimittel zur Verfügung.
Die Ursachen der Schuppenflechte sind bis heute nicht vollständig geklärt. Ein wesentlicher Aspekt ist die genetische Veranlagung, die aber nicht zwingend zum Ausbruch der Krankheit führen muss. Durch verschiedene Auslöser, häufig auch Trigger genannt, kommt es dann zu ersten Symptomen. Diese können vielfältig sein: Infekte durch Streptokokken, wie eine Mandelentzündung, aber auch ungesunde Ernährung, Hormonschwankungen in Schwangerschaft und Pubertät oder psychische Faktoren kommen als Auslöser in Frage. Auch verschiedene Medikamente wie ACE-Hemmer, Betablocker und Statine sollen den Ausbruch einer Psoriasis begünstigen oder deren Verlauf verschlimmern können.