Abbott: Herz-Devices für Säuglinge APOTHEKE ADHOC, 21.09.2019 08:15 Uhr
Babys und Kinder mit angeborenen Herzfehlern sind eine besonders kritische und gefährdete Patientengruppe. Abbott hat nun die EU-Zulassung für zwei Geräte erhalten – eine mechanische Herzklappe und ein minimalinvasives Device zur Behandlung einer angeborenen Herzöffnung. Diese Devices können lebensrettend für die betroffenen Kinder sein – für bestimmte angeborene Herzfehler sind sie die ersten und einzigen Behandlungsgeräte ihrer Art.
Die beiden zugelassenen Geräte haben das CE-Siegel erhalten und sind von nun an in Europa erhältlich, in den USA werden sie bereits eingesetzt. Angeborene Herzfehler betreffen in der EU jedes Jahr ungefähr 36.000 Geburten. Nun stellen die Geräte eine neue Möglichkeit dar, wenn keine andere Behandlungsoption existiert oder in Frage kommt. Es handelt sich bei den neuen Devices um eine drehbare, mechanische Herzklappe mit dem Namen „Masters HP“ und den „Amplatzer Piccolo Occluder“.
Die „Masters-Klappe“ ist die kleinste mechanische Herzklappe der Welt: Sie ermöglicht Ärzten die Behandlung von Babys und Kleinkindern, die einen Mitral- oder Aortenherzklappenersatz benötigen. Die Herzklappe ist mit zwei Flügeln und einer Größe von 15 mm die erste und einzige mechanische Herzklappe für Kinder, Neugeborene und Säuglinge. Sie gehört zur Masters-Serie, die jetzt sieben Klappen mit Durchmessern von 15 bis 27 mm umfasst.
Wenn das Gewebe der menschlichen Herzklappe eine erhebliche Fehlbildung aufweist oder zu stark beschädigt ist und nicht ordnungsgemäß repariert werden kann, muss sie durch eine mechanische Klappe ersetzt werden. Diese ahmt die Funktion der gesunden Herzklappe nach: Sie öffnet und schließt sich mit jedem Herzschlag und ermöglicht so einen ordnungsgemäßen Blutfluss durch das Herz. Bisher konnten Chirurgen nur eine Reihe größerer mechanischer Herzklappen als Ersatz verwenden: Dadurch kam es häufig zu einer falschen Passform mit Komplikationen. Die Masters-Kinderklappe wurde im März 2018 in den USA und im Oktober 2018 in Kanada zugelassen.
Der „Amplatzer Piccolo“ ist kleiner als eine Erbse und das erste medizinische Gerät der Welt, das selbst in Babys mit einem Gewicht von weniger als einem Kilogramm implantiert werden kann. Es dient dazu, den Ductus Arteriosus – eine potenziell lebensbedrohliche Öffnung im Herzen – zu behandeln. Sie zählt zu den häufigsten angeborenen Herzfehlern bei Frühgeborenen: Es handelt sich um eine potenziell lebensbedrohliche Öffnung zwischen zwei Blutgefäßen, die vom Herzen ausgehen.
Solche Fehlbildungen machen bis zu 10 Prozent aller angeborenen Herzerkrankungen aus. Der Kanal ist vor der Geburt wichtig, damit sauerstoffreiches Blut der Mutter im Körper des ungeborenen Kindes zirkulieren kann. Normalerweise verschließt sich dieser Gang bei den Säuglingen kurz nach der Geburt. In einigen Fällen – vor allem bei Frühgeborenen – kann er jedoch nicht spontan geschlossen werden, was das normale Atmen von Babys aufgrund eines erhöhten Blutflusses in die Lunge erschweren kann. Der „Amplatzer Piccolo“ wurde im Januar bereits in den USA zugelassen: Das sich selbst ausdehnende Drahtgeflecht wird durch einen kleinen Einschnitt im Bein eingesetzt und durch Gefäße zum Herzen geführt. Dort wird es platziert, um die Öffnung im Herzen abzudichten.
Dadurch können viele der schwerkranken Frühgeborenen auf der Intensivstation kurz nach dem minimalinvasiven Eingriff von der Beatmungsunterstützung entwöhnt werden. Abbott hat bereits ähnliche Geräte entwickelt: Das neue Gerät basiert auf mehr als 20 Jahren klinischem Erfolg von „Amplatzer Occluder-Therapien“, die bereits bei größeren pädiatrischen Patienten für den Einsatz in Europa und Ländern auf der ganzen Welt zugelassen sind.