Schlaflosigkeit bei neurologischen Erkrankungen

Insomnie: Leitlinie aktualisiert

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Berlin -

Schlafstörungen können bei zahlreichen neurologischen Erkrankungen auftreten. Betroffene leiden auf unterschiedliche Art und Weise. Einige Patienten leiden unter Einschlafstörungen, währenddessen andere wiederholt in der Nacht aufwachen. Die Folgen sind Müdigkeit am Tag, verminderte Leistungsfähigkeit und Stimmungsschwankungen.

Schlechter Schlaf scheint eine Volkskrankheit zu sein: Laut einer Studie der DAK-Gesundheit schlafen etwa 80 Prozent der Berufstätigen zwischen 35 und 65 Jahren unruhig. Die verminderte Schlafqualität kann weitreichende Folgen haben, denn Schlafstörungen und darauffolgende Überlastung können auf Dauer weitere Krankheiten nach sich ziehen. Besonders häufig leiden Menschen mit neurologischen Erkrankungen unter Schlafsstörungen. Menschen mit Parkinson können nachts mitunter oft nicht schlafen, obwohl ihnen die Erkrankung tagsüber viel Energie raubt. Auch Personen mit Multipler Sklerose haben häufiger einen unruhigen Schlaf. Neurodegenerative Bewegungsstörungen und neuromuskuläre Erkrankungen begünstigen ebenfalls eine schlechtere Schlafqualität. Eine besondere Patientengruppe: An Demenz erkrankte Menschen. Sie verlieren bei fortschreitender Erkrankung oft das Zeitgefühl und „machen die Nacht zum Tag“.

Nun wurde die S2k-Leitlinie „Insomnie bei neurologischen Erkrankungen“ von Professor Dr. Geert Mayer, Leiter des Schlafzentrums an der Hephata-Klinik in Schwalmstadt-Treysa in Zusammenarbeit mit weiteren Medizinern vollständig überarbeitet. Zielgruppe sind Neurologen, in der Rehabilitation tätige Mediziner, Psychologen, Pflegepersonal und erwachsene Patienten mit Insomnie. Zu Beginn fasst die Leitlinie alle Neuerungen, sowie die wichtigsten Empfehlungen für die verschiedenen Erkrankungen zusammen. So wurde beispielsweise die Erkenntnis dessen, dass Störungen der circadianen Rhythmik den neurodegenerativen Erkrankungen um Jahre vorausgehen können, mit in die Leitlinie aufgenommen.

Insomnie bei MS

Bis zu 22 Prozent der MS-Patienten leiden unter einer Insomnie. Die Erkrankung tritt im Vorfeld der MS gehäuft auf und kann ihr bis zu zehn Jahre vorausgehen. Gerade wenn ein Schub mit Kortison behandelt wird kommt es zur Schlaflosigkeit. Viele Betroffene behandeln die Insomnie mit frei verkäuflichen Schlafmitteln. Um einer Fatigue vorzubeugen und Wechselwirkungen mit der bestehenden Medikation zu vermeiden, sollten MS-Patienten Schlafmittel nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt einsetzen. Einige MS-Patienten erhalten Antidepressvia, je nach eingesetztem Wirkstoff sollte auch hier an die Nebenwirkung Schlaflosigkeit gedacht werden. Ob die Basistherapie die Schlafprobleme positiv beeinflussen kann ist bisher wenig untersucht, einzelne Studien lassen eine Verbesserung einer vorliegenden Insomnie vermuten.

Insomnie bei Parkinson

Die Leitlinie verweist darauf, dass derzeit keine ausreichende Datenlage für eine spezifische Pharmakotherapie zur Langzeitbehandlung von Schlafstörungen bei Parkinson-Patienten besteht. Zuerst sollten durch den behandelnden Arzt andere Schlafstörungen ausgeschlossen werden. Danach sollten Parkinson-spezifische motorische Komplikationen sowie Störungen identifiziert und behandelt werden. Hierzu zählt beispielsweise die Verbesserung der nächtlichen Akinese (Bewegungsarmut/ Bewegungslosigkeit). Diese Verbesserung kann durch eine Umstellung auf langwirksame L-Dopa-Präparate und Dopaminagonisten erreicht werden.

Insomnie und Demenz

Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass Patienten mit einer lang bestehenden Insomnie im Alter von 50 bis 65 Jahren ein höheres Demenzrisiko haben. Der längerfristige Gebrauch von Hypnotika mit einer langen Halbwertszeit in hohen Dosierungen kann das Demenzrisiko ebenfalls erhöhen. Laut neuesten Cochrane-Analysen hat Melatonin keinen Effekt auf die Insomnie bei Demenz. Trazodon, ein Arzneistoff aus der Gruppe der Psychopharmaka, verlängert die Schlafdauer und die Schlafeffizienz bei einer Dosierung von 50 mg.

Insomnie bei Kopfschmerzen

Bei Kopfschmerzen wird der Einsatz der kombinierten kognitiven Verhaltenstherapie zur Behandlung von Schlaflosigkeit empfohlen. Die kognitive Verhaltenstherapie kombiniert zwei Therapieansätze: die kognitive Therapie und die Verhaltenstherapie. Im kognitiven Teil lernen die Patienten sich über ihre Gedanken, Einstellungen und Erwartungen klar zu werden. Sich wiederholende Denkmuster können sich zu einer „sich selbst erfüllenden Prophezeiung“ entwickeln – ein Teufelskreis aus Gedankenkarussell, Schlaflosigkeit und Kopfschmerz entsteht. Obwohl belastbare Daten aus entsprechenden randomisierten, kontrollierten Studien zu den Behandlungsoptionen Lichttherapie und Melatonin fehlen, können sie laut Leitlinie dennoch empfohlen werden. Hierbei sollte eine Lichttherapie mit 1000 bis 7500 Lux für 30 bis 90 Minuten durchgeführt werden.

 

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