Das alte Jahr neigt sich dem Ende und die Branche zieht Bilanz. 2017 wurden zahlreiche neue Arzneistoffe zugelassen und auf den Markt gebracht. Etwa ein Drittel der Neueinführungen sind Therapieoptionen gegen verschiedene Krebserkrankungen.
Insgesamt 31 neue Arzneimittel – ohne Biosimilars – haben 2017 das bestehende Sortiment erweitert. Neun Neueinführungen tragen den Status Orphan Drug und sind somit gegen seltene Erkrankungen gerichtet. Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des Verbands der forschenden Pharmaunternehmen (VFA), kommentiert: „Mit den neuen Medikamenten kann vielen Patienten besser geholfen werden. Für einige Patienten hat die Pharmaforschung sogar erstmals eine Behandlungsmöglichkeit geschaffen“.
Erstmalig steht beispielsweise ein Arzneimittel zur Behandlung der erblich bedingten Demenz im Kindesalter zur Verfügung. Ein weiteres Orphan Drug ist zur Behandlung des Merkelzell-Karzinoms auf den Markt gekommen. Auch die erblich bedingte 5q-assoziierte Muskelatrophie, bei der die Muskeln verkümmern, weil keine Nervenimpulse weitergeleitet werden, kann seit diesem Jahr erstmals behandelt werden.
Ein Drittel der 31 Neueinführungen richtet sich verschiedene Krebserkrankungen und stellt neue Therapieoptionen dar. Darunter sind auch immunonkologische Arzneimittel, die das körpereigene Immunsystem für die Tumorbekämpfung aktivieren sollen. Für 2018 werden maßgeschneiderte Therapien erwartet, für die die Zulassung bereits beantragt wurde. Körpereigene T-Zellen der Patienten werden individuell so konstruiert, dass diese Krebszellen suchen und zerstören. Die chimäre Antigenrezeptor (CAR)-T-Zelltherapie wird für jeden Patienten angefertigt.
Zehn Medikamente sind zur Behandlung von Entzündungskrankheiten auf den Markt gekommen. Den Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Schuppenflechte oder Asthma liegt eine Fehlsteuerung des Immunsystems zugrunde.
Ein Fortschritt ist auch in der Therapie von Hepatitis C-Infektionen (HCV) zu verzeichnen – zwei neue Medikamente wurden 2017 zugelassen. Die meisten Patienten können jetzt in acht statt bisher zwölf Wochen behandelt werden – unabhängig vom Virustyp, der der Infektion zugrunde liegt.
Auch ein Antibiotikum gehört zu den Neueinführungen. Die Kombination wirkt spezifisch gegen Infektionen, die durch multiresistente gramnegative Bakterien ausgelöst werden. Zwei weitere Antibiotika befinden sich laut VFA gerade im Zulassungsverfahren. 2017 wurden nicht nur neue Arzneimittel auf den Markt gebracht, sondern auch bestehende Zulassungen erweitert. 36 Medikamente haben beispielsweise eine Erweiterung des Indikationsgebietes auf jüngere Altersgruppen zugesprochen bekommen.
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