Zyankali-Alarm in Hamburger Apotheke Torsten Bless, 21.03.2018 16:54 Uhr
Ein Beutel mit vererbtem Zyankali setzte am Mittwoch eine Apotheke in Hamburgs Innenstadt über Stunden in Alarmzustand. Die Feuerwehr entsorgte den Beutel, der Einsatz ging glimpflich aus.
So etwas hat Roths alte englische Apotheke selbst in ihrer langen Geschichte sehr selten erlebt. In der Mittagszeit sprach eine Kundin bei einer Pharmaziepraktikantin vor: „Sie sagte, sie hätte ein Päckchen mit der Aufschrift ‘Zyankali’ beim Ausmisten auf dem Dachboden gefunden, das wollte sie gerne bei uns entsorgen lassen“, schildert sie.
Zyankali wirkt bei Aufnahme über Mund oder Haut schon in geringen Mengen tödlich. „Da wir nicht so häufig damit konfrontiert werden, wollte ich mich lieber erst mal erkundigen.” Die Mitarbeiterin rief die Giftzentrale an. Die riet ihr, sich an die Stadtreinigung zu wenden. Die Stadtreinigung gab zur Auskunft, die Kundin solle sich mit ihrem Päckchen zum Recyclinghof begeben. „Die Frau wurde immer ungeduldiger und meinte, ihre Mittagspause sei gleich vorbei. Sie hat mich auch noch angepflaumt, dass wir uns als Apotheke doch damit auskennen müssten”, schildert sie. „Ich wollte sie nicht mit dem Gift durch die halbe Stadt schicken. Also rief ich die Feuerwehr, sie kam mit acht Wagen und Polizei.”
Die Einsatzkräfte rückten in Schutzanzügen in die Apotheke vor. Die Offizin wurde geräumt, die Straße gesperrt. „Es hat sich herausgestellt, dass es tatsächlich Zyankali war, aber in kristalliner Form und nicht flüssig.” Es kam niemand zu Schaden. Die Feuerwehr nahm das Gift mit. „Eineinhalb Stunden waren wir ausgesperrt, natürlich mitten in der Mittagszeit”, berichtet die Mitarbeiterin. Am Nachmittag sei der Schreck überwunden gewesen. „Mittlerweile ist wieder so etwas wie Routine eingekehrt.“