Sommerzeit ist Reisezeit: In Zeiten von Corona findet der Urlaub jedoch häufig anders statt als ursprünglich geplant. Auch in der Apotheke ist die Urlaubszeit zu spüren – sowohl am Betrieb wie auch an den Kunden. Sarah Sonntag versucht wieder mal das Beste daraus zu machen.
Die Wärmewelle dauert weiter an, es ist unerträglich warm in Sarahs Büro. Deshalb geht der erste Weg schnurstracks zur Klimaanlage, als sie die Apotheke für ihren Dienst betritt. Fantaschale Max hat es sich bereits bequem gemacht: In ihm befinden sich lauter Eiswürfel, die zumindest eine Weile Kälte spenden. „Nachschub ist schon im Gefrierfach“, meint er zu Sarah und grinst.
In den vergangenen Wochen war es eher ruhig in der Apotheke gewesen. Viele Ärzte waren im Urlaub, viele Kunden auch – soweit sie konnten. Deshalb schwankten die Erzählungen zwischen Leuten, die froh waren einfach mal nichts zu tun oder in der Nähe Urlaub zu machen – und denen, die frustriert waren, weil ihr Urlaub im Ausland nicht stattfinden konnte. Eine Mischung zwischen Frust und Freude.
Viele hatten sich – wie konnte es anders sein – über das Tragen der Maske im Urlaub beschwert. Sarah kann das nicht verstehen: „Als würde Corona auch Urlaub machen und die Maske würde dann nicht gebraucht“, meint sie zu Max. Grade im Urlaub wolle man doch entspannen und sich keine Sorgen über eine mögliche Ansteckung machen, die einen später als Souvenir der besonderen Art in eine Quarantäne wirft. „Na ist doch super – zusätzlicher Urlaub“, hatte ein Kunde gesagt. Bei solchen Aussagen kann Sarah nur mit dem Kopf schütteln. Irgendwie ist der Ernst der Lage noch immer nicht bei allen angekommen. „Oder wieder verschwunden“, fügt Max hinzu.
Sarah selbst wäre auch lieber in den geplanten Urlaub nach Spanien geflogen. Doch das Risiko dort festzusitzen oder anschließend in Zwangsquarantäne zu müssen, war ihr und ihrem Mann einfach zu groß gewesen. „Sitzt ihr nun mit den Kindern die ganze Zeit Zuhause?!“, hatte eine Bekannte gefragt. Sarah konnte auch diese Reaktion nicht verstehen. „Warum muss ich denn Zuhause sitzen, wenn ich in Deutschland bleibe?“ Schließlich gibt es auch hier schöne Ecken und wenn das Wetter mitspielt, kann man einiges unternehmen.
So fand sich die Apothekerin in ihrem eigenen Urlaub im Freibad, auf Spielplätzen, in Tierparks und im eigenen Garten wieder – statt am Strand und im Meer. „Schade war es natürlich schon, aber man muss das beste daraus machen“, hatte sie ihrer Bekannten geantwortet. Viele Kunden waren derselben Meinung: Der Urlaub Zuhause sei auch mal ganz schön und entspannt gewesen. Balkonien oder der eigene Garten hätten schließlich auch Potenzial, welches oft einfach nicht genutzt werde.
Doch Sarah musste sich in den vergangenen Wochen auch viel Frust anhören: Über stornierte Reisen, Urlaub, der kein Urlaub ist und zu heiße Temperaturen. „Komisch, Dauerregen hätte den Zuhausegebliebenen vermutlich auch nicht besser gefallen“, meint sie zu Max. Sarah jedenfalls war froh, dass sie in den vergangenen Wochen nicht bei Regen und mit Jacke auf dem Spielplatz sitzen musste – sondern in kurzen Klamotten, mit Eis, glücklichen Kindern und der Sonne im Gesicht. „Man sollte viel dankbarer sein, auch für Kleinigkeiten“, findet sie und hält ihr Gesicht in den kühlen Windhauch des Ventilators.
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