Laut offiziellen Informationen gibt es noch elf Zweigapotheken, die Karl Lauterbach (SPD) vermutlich als Vorlagen für seine Light-Pläne dienten. Dabei weisen die Zweigapotheken zwei gravierende Unterschiede auf zu dem Modell, das Lauterbach konzipiert hat, nämlich einen Approbierten vor Ort, Notdienst und die Begrenzung von einer Zweigapotheke pro Inhaber:in. Sind andere Zweigapotheken beispielsweise auf Inseln oder an Flughäfen, erfüllt die Rosen-Apotheke in Uchtspringe nahezu die Rolle der Vollversorgung.
Die Rosen-Apotheke, die sich 20 Kilometer von ihrer Hauptapotheke, der Apotheke am Stadtsee in Stendal, befindet, liegt zwar sehr ländlich, doch die örtlichen Gegebenheiten sind besonders. Zwischen den beiden nächstgrößeren Städten Gardelegen und Stendal ist die Zweigapotheke die einzige Apotheke. Somit kann Inhaber Sebastian Jankow sich durchaus auch über etwas Durchgangsverkehr im Ort freuen, auch wenn die Bundesstraße am Dorf vorbeiführt.
Mit seiner kleinen Apotheke schafft Jankow es trotzdem, das Altenpflegeheim Uchtspringe in der nicht einmal 700 Einwohner:innen fassenden Gemeinde zu betreuen. Doch die Salus Altmark Holding betreibt dort nicht nur ein Heim, sondern auch das Fachklinikum Uchtspringe mit Pädagogisch-Psychiatrische Zentrum, das Jankow hinsichtlich Substitutionstherapie und Suchtambulanz betreut.
Jankow hat die Apotheke in Stendal vor vier Jahren zusammen mit der Zweigapotheke im zum Kreis Stendal gehörenden Uchtspringe übernommen. Vermutlich gehört die Apotheke zu einer der Zweigapotheken, die nach der Wende als DDR-Relikt weiterbetrieben wurden. Warum er die Apotheke weiterhin als Zweigapotheke und nicht als Filiale behält: „Das hat eindeutig Kostengründe. Immerhin spare ich mir den Platz für ein Labor.“ Ein Umbau wäre zu kostenintensiv. „Ich werde den Teufel tun, das als Filiale zu betreiben“, so der Inhaber aus Stendal.
Mit der Übernahme der Haupt- inklusive Zweigapotheke übernahm Jankow auch die Betriebserlaubnis für Letztere. Nach eineinhalb Jahren lief der bisherige Bewilligungszeitraum ab und es war eine neue Erlaubnis für Zweigapotheke notwendig. Für die Apothekerkammer Sachsen-Anhalt war das kein Thema, hier war man laut Jankow froh, dass die Versorgung weiterhin gesichert wird. Deutlich schwieriger und nervenaufreibender sei stattdessen die Kommunikation mit dem Landesverwaltungsamt gewesen. „Die wollten mir mit unsinnigen Auflagen das Leben schwer machen.“
Am Ende hat aber doch alles geklappt, bis 2026 ist die Rosen-Apotheke erst einmal wieder gesichert. Trotzdem beschäftigt dieses zeitliche „Damoklesschwert“ den Inhaber immer wieder: „Ich gehe jeden Tag mit einem anderen Gedanken nach Hause. Immerhin ist das ein Mietobjekt.“ Er könne nicht einfach selbst Umbauten veranlassen, Bestehendes Richtung Filiale abzuändern, sei baulich kaum möglich. Nebenan befindet sich direkt ein kleiner Supermarkt. „Wenn da irgendwann die Zeit abgelaufen ist, würde ich das abstoßen.“ Heißt auch: Hier würde auf dem Land eine wichtige Komponente in der Gesundheitsversorgung einfach wegbrechen, eine nahegelegene Alternative gibt es nicht. Denkbar wäre höchstens die Ansiedlung einer komplett neuen Apotheke, heutzutage eher eine Seltenheit.
In seiner Rosen-Apotheke beschäftigt Jankow eine Apothekerin als Verwalterin, eine PTA und eine PKA, die auch den Botendienst übernimmt. In Notfällen und Urlaubszeiten muss seitens der Haupt-Apotheke ausgeholfen werden. Notdienste macht die Zweigapotheke regulär mit, die Öffnungszeiten gleichen denen anderer Landapotheken: Mittwochs und freitags wird schon am Mittag beziehungsweise frühen Nachmittag zugemacht, am Samstag ist komplett geschlossen.
Lauterbachs Pläne hinsichtlich Light-Apotheken und Umverteilung regen den Apotheker auf: „Was soll denn das bringen?“ Und was Lauterbach denn als XL-Apotheken ansieht würde Jankow ebenfalls interessieren. Schließlich zählen seine Haupt- und die Zweigapotheke im Betriebsergebnis als Einheit.
Schlecht bezüglich Lauterbachs Plänen, gut für Jankows aktuelle Bilanz. Das ist für ihn auch der große Vorteil, warum sich dieses Konzept überhaupt rechnet: Dadurch gibt es günstigere Konditionen beim Großhandel, in punkto Wareneinsatz lassen sich so noch einmal 3 bis 4 Prozent rausholen. „Separat als Filiale würde die Zweigapotheke das gar nicht leisten.“
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