Kriminalität

Zwei Verletzte bei Buttersäureanschlag auf Apotheke Torsten Bless, 23.11.2017 12:42 Uhr

Berlin - 

Ein unbekannter Täter griff gestern eine Apotheke in Halle mit Buttersäure an. Dabei wurden zwei Mitarbeiterinnen leicht verletzt, die Apotheke wurde vorübergehend geschlossen. Nach Sonderschichten des Teams konnte sie ihren Betrieb heute wieder aufnehmen.

Am Mittwochabend gegen 17:30 Uhr bemerkten zwei Mitarbeiterinnen der Löwen-Apotheke plötzlich einen üblen Geruch. Im Freiwahlbereich machten sie eine verdächtige Pfütze aus. „Wir wissen aus Studium und Ausbildung, wie Buttersäure riecht, haben sofort die Apotheke geschlossen und die Polizei verständigt“, berichtet Inhaber Kay van Alste. „Die Feuerwehr rückte mit einem ganzen Löschzug aus, das ist das normale Prozedere, aber natürlich viel Aufriss.“ Ihre Untersuchung mit einer Kontrollflüssigkeit bestätigte den Verdacht des Teams.

Kunden seien nicht zu Schaden gekommen. Die 41- und 24-jährigen Mitarbeiterinnen hätten jedoch wegen Augenreizungen ambulant versorgt werden müssen. „Sie wurden im Rettungswagen durchgecheckt. Mittlerweile geht es ihnen wieder gut, das war meine größte Sorge“, sagt van Alste. „Beide konnten heute wieder zur Arbeit kommen.“ Derweil machte sich das Team an die Aufräumarbeiten. „Die Feuerwehr hat die Flüssigkeit mit Natriumhydroxid neutralisiert“, erzählt van Alste. „Das war erfolgreich, doch brauchten wir für die Reinigung lange. Sie können da zehnmal wischen, das Wasser ist immer noch schwarz.“ Besonders hartnäckig sei der Geruch haften geblieben. „Wir haben über Stunden alle Türen zum Durchlüften geöffnet.“

Nicht nur zum Putzen habe das Team Sonderschichten schieben müssen. „Wir mussten die gesamte Freiwahl in diesem Bereich in die roten Säcke für Altmedikamente entsorgen, die wir hier in Halle haben“, berichtet van Alste. „So wollten wir verhindern, dass die Kunden etwa mit Spritzern kontaminierte Bonbons mit nach Hause nehmen und dadurch gesundheitlich gefährdet werden.“ Der entstandene finanzielle Schaden sei ein Fall für die Versicherung.

Die Polizei ging in ihrem Bericht zunächst davon aus, dass die Löwen-Apotheke wegen weiterer Untersuchungen noch den gesamten Donnerstag geschlossen bleiben müsse. Das bestätigte sich zur Beruhigung des Teams nicht. „Weitere Ermittlungen sind nicht mehr nötig“, so van Alste. „Das Gewerbeaufsichtsamt gab die Apotheke heute Morgen ohne Mängel frei, wir konnten das Geschäft ganz normal öffnen.“

Wie leicht man an solch gefährliche Flüssigkeiten kommen können, gehe ihm nicht aus dem Kopf. „Jedermann kann Buttersäure ohne Weiteres bei Amazon bestellen, aber wir dokumentieren uns bei jeder Chemikalie zu Tode“, kritisiert der Apotheker. „Das ist ein bisschen lächerlich.“

Auch die Frage nach einem möglichen Motiv treibe ihn um. „Ich frage mich, wer so doof ist und so etwas macht“, sagt van Alste. „Gott sei Dank hat es nicht noch weitere Läden getroffen. Aus Versehen kann das nicht passiert sein. War es also ein gezielter Angriff? Wir sind eine sehr offene, freundliche Apotheke und genießen einen guten Ruf in der Stadt. Da bleibt ein komisches Gefühl.“