Rezeptur wegen Nichtlieferfähigkeit

Zwei Stunden für einen Amoxi-Saft

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Berlin -

Die Lieferproblematik um Antibiotikasäfte raubt deutschlandweit den Apothekenmitarbeiter:innen die Nerven. Um Kinder überhaupt versorgen zu können, stellen einige Apotheken Amoxicillin-Suspensionen aus Tabletten her. So tut es auch die Apotheke im Globus in Hermsdorf in Thüringen.

Apothekeninhaberin Beate Schüsler hat aus ihrem Lagerbestand sämtliche Amoxicillin-Tabletten mit 1000 mg für die Rezeptur ausgebucht, um daraus eine Suspension herstellen zu können. „Die liegen für die Kinder bereit“, so die Apothekerin.

Für Erwachsene findet man eher noch alternative Lösung, zumindest eher als für Kinder.

Die Herstellung funktioniere gut und man sei inzwischen auch geübt: Die Plausibilität sei vorbereitet, eine Herstellungsvorschrift erarbeitet und ein Protokoll parat. Mit der Etikettierung und dem Bedrucken der Verordnung vergehe für die gesamte Rezeptur eine gute Stunde. Anders sieht es aus, wenn eine andere Stärke oder Menge verordnet ist: Dann geht das Procedere von vorne los. „Kürzlich sollten es 750 mg Wirkstoff pro 5 ml auf 150 ml Suspension sein. Da stand die Kollegin schon zwei Stunden in der Rezeptur.“

Die Tabletten werden gemörsert. Als Suspensionsgrundlage werde Syrspent verwendet. „Das schmeckt nach Erdbeere.“ Wirklich gut schmecken würden solche Säfte ja eigentlich nie. Manchmal seien die erkrankten Kinder überhaupt nicht gut auf Medizin zu sprechen. Beim Amoxi-Saft könne man aber etwas tricksen und ihn in eine kleine Menge Joghurt rühren, um dem Kind das Mittel zu verabreichen. Wichtig sei, dass die Dosis nicht in den gesamten Becher gerührt wird. „Nachher schafft das Kind die ganze Portion nicht.“

"Wann hatten wir das jemals?"

Nachdem anfänglich die Eltern zurück in die Praxis geschickt werden mussten, um ein neues Rezept über die Herstellung des Amoxi-Saft zu bekommen, ruft der Kinderarzt inzwischen bei dringendem Bedarf vorab in der Apotheke an und erkundigt sich, ob ein fertiger Saft verfügbar oder eine Anfertigung möglich beziehungsweise nötig ist. Entsprechend stellt er daraufhin das Rezept aus. Bedarf es einer Herstellung der Amoxi-Suspension, vermerkt der Kinderarzt auf dem Rezept: Rezeptur wegen nicht Lieferfähigkeit der Fertigarzneimittel nötig.

„Wir tun hier alles, um Lösungen für die Patient:innen zu finden. Es bereitet mir schlaflose Nächte, dass wir die Kinder nicht mit Antibiotika versorgen können – in einer Zeit, wo Scharlach hohe Wellen schlägt, nach Coronawellen, Grippewellen, einer RSV-Welle. Wann hatten wir das jemals? Und das unter diesen Bedingungen der Nichtlieferbarkeit.“

Schüsler hat kürzlich einen Anruf verzweifelter Eltern aus Leipzig bekommen, die auf der Suche nach einem Antibiotikasaft für ihr Kind waren. „Leipzig ist 70 Kilometer von hier entfernt. Siebzig! Das kann nicht wahr sein! Das ist doch Wahnsinn.“

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