Krankenversicherung

Zwei-Klassen-Wartezimmer

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Kassenpatienten müssen auf einen Arzttermin durchweg länger warten als Privatversicherte. Daran stört sich aber nur eine Minderheit der Betroffenen, geht aus einer von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) vorgelegten Studie mit mehr als 6000 Befragten hervor. Wartezeiten von mehr als drei Wochen betreffen Kassenpatienten demnach doppelt so oft wie Privatpatienten. 30 Prozent der gesetzlich Versicherten bekämen sofort einen Arzt-Termin, bei den Privatversicherten seien es 39 Prozent.

KBV-Chef Dr. Andreas Köhler verwahrte sich dagegen, darin eine „Zwei-Klassen-Medizin“ zu sehen. Ärzte erhielten für die Behandlung von Privatpatienten mehr Geld, die Behandlung selbst sei aber „identisch“. Der Unterschied liege in der „Servicequalität“, was sich in der Terminvergabe zeige. Als Abhilfe forderte er, den Honorartopf für die Behandlung von Kassenpatienten - wie von der Bundesregierung zugesagt - um mindestens 2,5 Milliarden Euro aufzustocken. Laut Studie haben 92 Prozent der Versicherten ein gutes oder sehr gutes Verhältnis zu ihrem Arzt und würden ihn nur ungern wechseln.

Wer im Wartezimmer sitzt, ist meist (71 Prozent) innerhalb von 30 Minuten an der Reihe. Dabei kommen Privatversicherte aber in den meisten Fällen ebenfalls schneller dran als Kassenpatienten. Über Wartezeiten von mehr als zwei Stunden klagten drei Prozent der Kassenpatienten, bei den privat Versicherten war es ein Prozent. Bei Akuterkrankungen bekamen 46 Prozent sofort oder am nächsten Tag einen Termin. Vor knapp zwei Monaten hatte der Bundesverband der Betriebskrankenkassen eine Studie veröffentlicht, die zu ähnlichen Ergebnissen kam.

Zur Wirkung der Gesundheitsreform befragt, sagten drei von vier Befragten, sie verspürten keine grundlegenden qualitativen Änderungen (84 Prozent Privatversicherte, 76 Prozent gesetzlich Versicherte). Eine Verschlechterung spürten aber 16 Prozent der Kassenpatienten, doppelt so viele wie bei den Privaten. 41 Prozent gaben an, dass ihre Ausgaben eher gestiegen seien, etwa durch höhere Zuzahlungen. Einen Wechsel des Hausarztes lehnen 72 Prozent der Befragten ab.

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