Regensburg

Apothekenüberfall: Haft für Drogenabhängigen

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Berlin -

Wegen Rezeptfälschung und Apothekenüberfall hat das Landgericht Regensburg einen 28-Jährigen zu zwei Jahren und neun Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Er hatte im vergangenen Oktober die St. Jakobs-Apotheke überfallen, zudem in der Praxis seines Arztes Rezepte gestohlen und weitere Delikte begangen.

Der drogenabhängige Mann hatte sich schon zu Prozessbeginn reuig gezeigt: „Die Festnahme hat mir das Leben gerettet. Sonst wäre ich drauf gegangen. Ich war mehr tot als lebendig.“ Das Gericht ordnete heute auch die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt an. Der Sprecher des Landgerichts: „Der Angeklagte ist wie beantragt verurteilt worden. Das Urteil wurde von allen akzeptiert und ist somit rechtskräftig. Er kann sofort regulär seine Therapie aufnehmen.“ Normalerweise dauert dies eineinhalb bis zwei Jahre, seit Januar befand sich der Täter bereits in einer Therapieeinrichtung. Ein Gutachter bezeichnete ihn als „hochgradig therapiemotiviert“.

Der Täter hatte sich bei allen seinen Opfern entschuldigt und ein Geständnis für all jene Taten abgelegt, an die er sich erinnern konnte. Der psychiatrische Gutachter bescheinigte ihm eine verminderte Steuerungsfähigkeit, weshalb er vermindert schuldfähig ist.

„Bei den Überfällen waren die Folgen für die Opfer so gering, dass das Gericht von minderschweren Fällen ausging“, erläutert der Gerichtssprecher. Für die Haupttat, den Apothekenüberfall, wäre in besonders schwerem Fall der räuberischen Erpressung fünf bis 15 Jahre Freiheitsstrafe als Strafrahmen anzusetzen.

Der 28-Jährige hatte wohl „Glück“, dass er an Apotheker Helmut Müßig geriet. Dieser war allein in der Offizin, als der Verurteilte an einem kalten Oktobermorgen um 9 Uhr in der St. Jakobs-Apotheke erschien. Um sein Gesicht hatte er einen Schal gewickelt. Mit einem Messer in der Hand forderte er: „Gib mir Bromazepam. Dann passiert nichts!“ Der Apotheker ließ sich nicht einschüchtern. Vor dem Landgericht sagte er: „Ich bin nicht ängstlich.“ Er griff zum Tierabwehrspray und teilte dem Räuber mit: „Du kriegst nichts.“ Das wirkte, der Mann verließ die Apotheke ohne Arzneimittel und wurde zwei Straßen weiter von der Polizei festgenommen.

Weniger gut steckte die alte Dame den Überfall weg, bei dem der Täter ihre Handtasche rauben wollte. Da sie sich zur Wehr setzte, ließ er von ihr ab. Im Rahmen des Prozesses zeigte sie sich immer noch verängstigt.

In drei Fällen konnten dem Mann Rezeptfälschungen nachgewiesen werden. Laut seinen Schilderungen begann seine kriminelle Laufbahn im Juni 2016, als er in der Arztpraxis, wo er mit Methadon substituiert wurde, zufällig eine Arzttasche erblickte. Aus dieser Tasche schauten Rezepte. Er befand sich allein im Wartezimmer, die Gelegenheit war also günstig. Er nahm die Rezepte, ohne nachzudenken, an sich. Die vorgedruckten Inhalte besserte er handschriftlich aus und gab einmal als Empfänger den Namen „Florian Silbereisen“ an.

Als der Rezeptklau aufflog, beendete der empörte Arzt das Substitutionsprogramm. Dies, so der Angeklagte, habe dazu geführt, dass er noch mehr Drogen gebraucht habe. Vor Gericht sagte er: „Ich hatte Angst vor dem Entzug: Ich kannte das schon: Krämpfe, Schwindel, Übelkeit...“

Im Laufe des Prozesses wurden 30 Zeugen vernommen. Der Angeklagte erzählte aus seinem Leben, von der Scheidung der Eltern, die ihn aus der Bahn warf: „Ich bin in ein tiefes Loch gefallen.“ Er bekam Depressionen, brach seine Ausbildung ab, begann Alkohol zu trinken, immer mehr.

Dann konsumierte er Marihuana, später Amphetamine, Crystal und Benzodiazepine. Schließlich griff er auch zu Kokain und Heroin. Er verlor Ausbildungsplatz und Wohnung. Der Täter hatte diverse Vorstrafen, darunter wegen Betrugs und Urkundenfälschung, bisher allerdings keine Freiheits-, sondern nur Geldstrafen.

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