Apotheker Ahmet Tekin stemmt eine seiner beiden Apotheken größtenteils allein. „Ich finde einfach kein Personal“, so der Inhaber der Brunnen sowie der Post Apotheke in Rellingen. Er versucht aufgrund der Personalnot, seine verbliebenen Mitarbeiterinnen auf einen Betrieb zu konzentrieren. „Ich muss das seit zwei Jahren so schaffen. Dabei bin ich bei der Apothekenübernahme noch voller Elan gewesen“, so Tejin. Jetzt gehe alles nur noch „den Bach runter“.
Vor zwei Jahren haben gleich zwei Angestellte auf einmal gekündigt. „Ich habe eine Apothekerin und eine PTA verloren“, berichtet er. „Die PTA war eine 30 Stunden-Kraft und sozusagen meine Haupt-PTA für eine der beiden Apotheken.“ Der Grund war eine neue Stelle in Wohnortnähe. „Dagegen kam ich natürlich nicht an. Wir sind ländlich gelegen, etwa 20 Kilometer von Hamburg entfernt“, so Tekin. Ohne Auto dauere eine einfache Fahrt aus der Stadt bis zur Arbeit knapp eine Stunde. „Sie wollte mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren können, das kann man verstehen.“
Seine Apothekerin verabschiedete sich aus familären Gründen: „Sie war damals meine Filialleiterin, jetzt stehe ich schon lange ohne da“, so der Inhaber. Personal zu finden, sei in der ländlichen Gegend besonders schwierig: „Ich habe zwölf Monate intensiv gesucht, ich hatte bisher keinen Erfolg“, so Tekin. Große Hoffnung habe er nicht, obwohl er dringend jemanden bräuchte: „Es hapert klar am Gehalt. Ich hatte zwei Interessentinnen, aber die hohe Gehaltsvorstellung kann ich nicht bedienen. Was da gefordert wird, kann ich mir leider nicht leisten“, so der Inhaber. Schlussendlich sagten beide deswegen ab.
Er sieht die fehlende Honorarerhöhung als Hauptproblem: „Wer arbeitet denn mit einem 20 Jahre alten Gehalt? Niemand, außer wir“, ärgert er sich. Dabei ist gerade der finanzielle Aspekt im Hinblick auf die gravierende Personalnot so wichtig: „Ich könnte mich in der Angestelltensuche viel besser aufstellen, wenn ich mehr Gehalt bieten könnte“, so Tekin. Um die beiden Apotheken weiterhin öffnen zu können, bleibt nur eine Konsequenz: „Ich gehe ab Mitte April radikal mit den Öffnungszeiten runter. An drei Nachmittagen bleibt beispielsweise meine Filiale geschlossen.“ Dies mache er in Anlehnung an die Zeiten der Arztpraxen: „Diese haben ebenfalls an drei Tagen nur bis mittags Sprechstunde. Es lohnt demnach nicht, bis 18.30 Uhr wie bisher zu öffnen“, so der Apotheker.
Zudem versucht er, das Personal auf eine Apotheke zu konzentrieren: „Ich möchte nicht, dass meine Approbierte allein in der Apotheke steht, deswegen übernehme ich die eine der zwei Apotheken und meine Belegschaft die andere.“ Wie lange er das noch durchhält, bleibt offen: „Es ist sehr anstrengend. Es wird gefühlt auch immer schlimmer“, bedauert er. Zur Apothekenübernahme vor acht Jahren sah das anders aus: „Ich war voller Elan und hochmotiviert. Jetzt geht alles nur noch den Bach runter“, so Tekin. Dabei sei seine Selbstständigkeit einmal sein Traum gewesen.
Besonders von den Standesvertreter:innen fühlt er sich im Stich gelassen: „Es ist eine absolute Notsituation aus finanzieller Sicht, aber man lässt uns einfach im Stich“, so der Apotheker. Was ihn besonders ärgert: „Gerade erst kam die Nachricht von der Kammer Schleswig-Holstein, dass die Beiträge um etwa 1000 Euro steigen“, so Tekin. Und er fügt hinzu: „Das Beste ist die Begründung, weil alles teurer wird. Wo bleibt unsere Honorarerhöhung“, fragt er.
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