Pharmazie: Frankfurt oder Erlangen? Maria Hendrischke, 15.07.2015 15:07 Uhr
Der 15. Juli. Jedes Jahr ist dieses Datum der Stichtag für frischgebackene Abiturienten, um sich bei der Stiftung für Hochschulzulassung auf einen Pharmaziestudienplatz zu bewerben. Doch selbst mit einem Traumabi ist der Studienplatz nicht sicher, denn die Konkurrenz ist groß. Bei der Bewerbung ist daher Taktik gefragt. Für dieses Semester werden ab morgen die Ranglisten erstellt. Ein Blick in die Vergangenheit kann helfen, die aktuellen Zulassungschancen besser abzuschätzen.
Im Wintersemester 2014 wurden deutschlandweit 1862 Studienplätze in Pharmazie angeboten. Darauf bewarben sich 3865 Abiturienten – jeder zweite Bewerber konnte also keinen Platz bekommen. Welche Unis mussten im vergangenen Wintersemester besonders strenge Kriterien anlegen, um dem Bewerberandrang Herr zu werden? Und wo erhielt jeder eine Zusage?
Jeder Studieninteressierte hat drei Chancen auf einen Platz: Es gibt eine Auswahlrunde unter den Abiturbesten und eine für Bewerber mit langen Wartezeiten. Über diese Quoten werden jeweils 20 Prozent der zur Verfügung stehenden Studienplätze vergeben. 60 Prozent ihrer Studienanfänger wählt jede der 22 Pharmazieunis in einem individuellen Verfahren selbst aus. In allen drei Fällen sind die persönlichen Präferenzen des Bewerbers entscheidend: Bis zu sechs Wunschunis können angegeben werden; und diese Hitliste beeinflusst die Chancen auf einen Platz.
Zunächst zur Zulassung nach der Abiturbestenquote: Hier gilt es, im Bundeslandvergleich zu bestehen, um überhaupt in den Topf der Besten zu gelangen. Dazu muss je nach Bundesland, in dem das Abitur gemacht wurde, eine unterschiedlich gute Durchschnittsnote erreicht werden. Aus Mecklenburg-Vorpommern, dem Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen zählten im vergangenen Wintersemester nur Abiturienten mit einem Schnitt von 1,1 zu den „Besten“. Abiturienten aus Berlin oder Niedersachsen genügte ein Schnitt von 1,5.
Selbst wenn die Nominierung zu den landesbesten Abiturienten geschafft wurde, ist eine Zulassung an der Wunschuni aber nicht garantiert. Wer sich 2014 etwa für Frankfurt, Heidelberg oder Würzburg beworben hatte, benötigte einen Schnitt von 1,1 für einen Studienplatz via Abiturbestenquote – unabhängig vom Bundesland. Zugleich mussten diese Unis als Erstwunsch genannt werden. Dagegen erhielt etwa in Tübingen, Regensburg oder Halle jeder Abiturbeste einen Studienplatz, solange er eine dieser Unis in seiner Präferenzenliste angegeben hatte.
Wer es nicht unter die Abiturbesten geschafft hat, kann über die Wartezeitvergabe einen Studienplatz ergattern. Um in diese Gruppe zu fallen, mussten Pharmaziestudium-Anwärter im vergangenen Wintersemester mindestens zwei Semester Wartezeit vorweisen können und zugleich eine Abinote von 1,8 haben. Dabei zählen ein freiwilliges soziales Jahr, eine Ausbildung oder Wehrdienst als Wartezeit. Ein sogenanntes „Parkstudium“ dagegen nicht: Ein übergangsweise angefangenes Studium gilt nicht als Wartezeit.
Die wohl wichtigste Zulassungsmöglichkeit sind die Auswahlverfahren der Hochschulen, da über diese Runde der größte Teil der Plätze verteilt werden. Dabei müssen Bewerber von den Unis festgelegte Kriterien erfüllen. An den meisten Standorten ist auch hier die Abinote entscheidend. Andere Unis wiederum legen fest, dass sie vom Bewerber erwarten, als Erst- oder Zweitwunsch genannt zu werden. Die Goethe-Uni akzeptiert prinzipiell nur Kandidaten, die in ihrer Bewerbung Frankfurt als Erstwunsch angeben. Zudem führt die Hochschule mit den Bewerbern Auswahlgespräche.
Ein Blick in die Angebot- und Nachfragetabelle der ZVS verdeutlicht, warum die Uni Frankfurt so wählerisch sein kann: 409 hofften im vergangenen Wintersemester auf einen Studienplatz am Main – nur 63 erhielten eine Zusage.
Ähnlich sieht es an der Freien Universität Berlin aus; wer dort hinwollte, musste Berlin an erster oder zweiter Stelle der Wunschliste führen. Dabei bewarben sich allein 283 Abiturienten mit erster Präferenz Berlin auf 57 Studienplätze. Auch Heidelberg, Jena und Münster nehmen nur die Erst- und Zweitwunschkandidaten in ihr Vergabeverfahren auf. Die Hochschule in Leipzig ließ nur Kandidaten mit einem Notenschnitt von 1,6 oder besser zu; Münster und Würzburg verlangten mindestens eine 1,8.
Doch es geht auch mit weniger Konkurrenzdruck. Die Uni Erlangen ließ zum vergangenen Wintersemester 204 neue Studenten zu. Dem standen nur 129 Bewerber mit Favorit Erlangen gegenüber; Zweitwunschbewerber konnten also aufrücken und auch einen Platz bekommen. Auch Bewerber mit einer Durchschnittsnote von 3,4 konnten so einen Platz bekommen. Auch in Halle, Marburg, Regensburg und Tübingen gab es mehr verfügbare Studienplätze als Erstwunsch-Bewerber.
Auch in den Sommersemestern scheint der Wettbewerb etwas weniger hart zu sein. In diesem Jahr standen 1540 Bewerber 863 Studienplätzen gegenüber. Es stehen zwar weniger Universitäten und somit weniger Studienplätze zur Auswahl, da etwa Hamburg, Halle und Leipzig im Sommer keine Pharmaziestudenten immatrikulieren. Aber die besten Abiturienten haben möglicherweise schon im Winter eine Zulassung erhalten und sind somit keine Konkurrenz mehr.
In die Abiturbestengruppe zu kommen, war somit im Sommer 2015 einfacher als im vorangegangenen Wintersemester: Ein Schnitt zwischen 1,5 in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern und 2,0 in Sachsen-Anhalt reichte aus. Alle Bewerber aus dieser Gruppe, die Bonn, Braunschweig, Greifswald, Marburg oder Saarbrücken als Wunschuni angegeben hatten, bekamen einen Studienplatz. Auch über die hochschulinternen Verfahren genügte den Universitäten ein Schnitt zwischen 2,3 in Mainz und 3,2 in Marburg.