Auf der Insel Föhr, mit ihren nicht einmal 9000 festen Einwohner:innen, aber jeder Menge Sommergästen, gibt es aktuell noch drei Apotheken. Doch das ändert sich bald, dann gibt es nur noch zwei. Die Kompetenzen vor Ort bleiben aber erhalten, denn Thorsten Knoke, Inhaber der Kur Apotheke, und Rebekka Lehmann, Inhaberin der Hafen-Apotheke, gehen künftig gemeinsame Wege, um sich effizienter durch die aktuelle wirtschaftliche Lage zu manövrieren.
Das Team und der Chef der Kur Apotheke wechseln daher ein paar Meter weiter in das Team von Inhaberin Lehmann. Die Idee sei bei einem zufälligen Treffen auf einem Supermarktparkplatz entstanden. Beide erzählten sich von ihrer Erschöpfung, die die administrativen Aufgaben sowie die zahlreichen Notdienste mit sich brächte. „Wir sahen beide schlecht aus“, so das künftige Duo.
Auf der Nordseeinsel kommen immerhin bis zu 125 Tage Notdienst im Jahr zusammen – vor sechs Jahren noch kein Problem für Knoke. Doch inzwischen gingen beide Inhaber:innen schon längst über ihre Belastungsgrenzen. Nach dem Gespräch dauerte es nicht lange, bis die Entscheidung für den Zusammenschluss getroffen war – was am Ende allen zugutekommen soll.
Zum 31. Oktober wird Knoke daher die Türen seiner Kur Apotheke am Sandwall in Wyk schließen und ab November zusammen mit seinem Team als Angestellter in der Hafen-Apotheke arbeiten. Ihm folgen die, die wollen; bisher sind das eine weitere Apothekerin, eine PTA in Vollzeit und zwei bis drei PTA in Teilzeit. Andere „nutzen“ das Aus des Chefs, um endlich in den verdienten Ruhestand zu gehen.
Schwergefallen sei Knoke der Abschied von der Selbstständigkeit nicht, so Knoke. Er sehe dadurch endlich wieder Licht am Ende des Tunnels. Auch Lehmann ist erleichtert und hofft, dass sich das „Hamsterrad“ dadurch endlich etwas langsamer dreht. „Es bringt nichts, wenn wir beide ausgebrannt sind.“
Erleichtert seien auch die Teams, schließlich hätte die Kolleg:innen mitbekommen, wie ausgelaugt die Approbierten sind und welchen Belastungen sie ausgesetzt sind. Die Notdienstwoche sehe man ihr am Freitag deutlich an, meint Lehmann. Für alle Beteiligten entspanne sich die Lage nun.
Die Kund:innen hätten für die Entscheidung zum Zusammenschluss Verständnis und keinen Nachteil, da nur wenige hundert Meter zwischen beiden Offizinen liegt, ändere sich wenig. Die Versorgung sei durch den Schritt weiterhin gesichert – für die nächsten zehn bis 15 Jahre, so Knorke. Durch die personelle Aufstockung könnten die Kund:innen zukünftig sogar profitieren, längere Öffnungszeiten und mehr Botendienste seien jetzt möglich, genauso wie pharmazeutische Dienstleistungen. Denn das Ziel sei klar: „Mehr Personal, mehr Power, mehr Leistung“, so Lehmann.
Das sei jetzt umso wichtiger, wo man den Apotheken „den Hahn zudreht“. Den Plänen des Bundesgesundheitsministeriums können beide nichts abgewinnen. Den Versorgungsnotstand in solchen Regionen sehe die Politik einfach nicht. Und auch nicht, wie hier mit einer Lieferung täglich die Versorgung gesichert werde. Aber hier hatten sich die beiden Inhaber:innen ohnehin schon immer gegenseitig ausgeholfen.
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