Zu viele späte HIV-Diagnosen Lilith Teusch, 29.11.2024 10:45 Uhr
Die Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG) warnt anlässlich des Welt-Aids-Tages davor, dass es in Deutschland weiterhin zu viele späte HIV-Diagnosen gibt. Von den geschätzt 3500 HIV-Neudiagnosen im Jahr 2023 seien 1200 erst bei bereits fortgeschrittenem Immundefekt erfolgt. In 620 Fällen wurde bei der Diagnosestellung sogar bereits eine Aids-definierende Erkrankung festgestellt.
„Mit einer frühen HIV-Diagnosestellung und Therapieeinleitung können symptomatische Verläufe und die Übertragung von HIV verhindert werden. Späte Diagnosen sind dagegen der Hauptgrund für die HIV-bedingte Krankheitslast und Todesfälle, die wir heute noch sehen“, warnt die DAIG. Außerdem stellten späte HIV-Diagnosen und insbesondere Erstdiagnosen mit Vorliegen einer Aids-definierenden Erkrankung im klinischen Alltag besondere Herausforderungen dar. Aids-definierende Erkrankungen mit ihrem oft komplexen Verlauf würden außerhalb von Kliniken mit HIV-Schwerpunkt eher selten betreut. Aus Sicht der DAIG könnten daher ein kollegialer Austausch sowie Beratungsangebote besonders hilfreich sein.
Beratungsplattform ab Dezember
Dazu ist unter Federführung der DAIG eine Online-Beratungsplattform für komplexe klinische Fälle konzipiert worden, die am 1. Dezember an den Start gehen soll. Dabei sollten klinische Fälle standardisiert erfasst und von erfahrenen Expert:innen begutachtet werden, die Vorschläge für das weitere therapeutische Vorgehen erarbeiten würden. Zahlreiche DAIG-Mitglieder hätten sich bereits zur ehrenamtlichen Mitarbeit an diesem Projekt bereiterklärt.
„Durch das neu geschaffene Angebot möchten wir dazu beitragen, die Versorgung von Menschen mit fortgeschrittener HIV-Infektion zu verbessern. Parallel engagiert sich die DAIG natürlich weiterhin, die Anzahl später HIV-Diagnosen zu reduzieren“, erklärt der Vorsitzende der DAIG, Professor Dr. Stefan Esser.