Nobelpreis

Zu viele HIV-Entdecker

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Der Amerikaner Professor Dr. Robert Gallo ging bei der Nobelpreisvergabe für die Entdeckung des Aidserregers HIV leer aus. Dabei sagt man ihm nach, dass er am Tag der Vergabe des Medizin-Nobelpreises seit Jahren jeweils recht gut zu erreichen gewesen wäre. Gestern äußerte er sich erst acht Stunden nachdem bekannt wurde, dass seine Kollegen für eine Leistung ausgezeichnet wurden, die Gallo ebenso für sich beansprucht: Er sei „erfreut“, dass seinem langjährigem Freund und Kollegen Professor Dr. Luc Montagnier sowie dessen Kollegin Professor Dr. Francoise Barre-Sinoussi die Ehre zu Teil geworden ist, teilte Gallo mit. „Ich bin dankbar für Dr. Montagniers freundliche Worte von heute morgen, wonach ich (den Preis) ebenso verdiene“, fügte er hinzu.

Auf der Internetseite des von Gallo gegründeten und geleiteten Institute of Human Virology (IHV) in Baltimore wird der Virologe als „Mitentdecker“ des Aidsvirus HIV vorgestellt. Für eben diesen Fund kamen nun aber nur Montagnier und Barré-Sinoussi zu der höchsten Ehre des Faches.

Bei der fieberhaften Suche nach dem Erreger der 1981 erstmals beschriebenen Immunschwäche gelang Montagnier vom Pasteur-Institut in Paris die Isolierung eines Virus, das er zunächst LAV nannte. Er schickte eine Probe davon zu Forschungszwecken an seinen Kollegen Gallo von den amerikanischen Gesundheitsbehörden.

Gallo war es dann, der 1984 weltweit für Schlagzeilen sorgte: Das US-Gesundheitsministerium gab bekannt, dass dem Wissenschaftler die Entdeckung des Aidsvirus (damals noch HTLV-III genannt) gelungen sei. Er habe es sogar geschafft, einen Bluttest für Patienten zu entwickeln. Der charmante und wortgewandte Gallo wurde von Kollegen und Medien gefeiert - bis sich herausstellte, dass HTLV-III und LAV identisch sind.

Seitdem beschäftigten sich Experten und Medizinhistoriker mit der Frage: Wurden Gallos Proben aus Versehen mit LAV „angesteckt“, oder hat der US-Forscher gar geklaut? Erst im Sommer 1994 wurde eine Art „wissenschaftlicher Friedensvertrag“ geschlossen. Er sprach beiden Seiten die gleichen Einnahmen aus dem Patent für den Aidstest zu.

Mit Blick auf den am Montag nur nach Frankreich vergebenen Nobelpreis sagten Vertreter verschiedener Forschungsinstitute, dass auch Gallo den Nobelpreis verdient habe, weil er - anders als seine französischen Kollegen - noch viele Jahre sehr intensiv an dem Thema weitergearbeitet habe. Die Entdeckung gehe aber eindeutig auf das Konto der Franzosen.

So sieht es auch der Chef des Nobelkomitees, Bertil Fredholm: „Es kann als klar erwiesen angesehen werden, dass die Entdeckung in Frankreich gemacht worden ist. Und wenn es darum geht, wer eines Nobelpreises würdig ist, sind wir Experten.“

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