Antibiotikaresistenzen sind ein viel diskutiertes und wichtiges Thema. Zu oft und zu schnell zückten die Ärzte den Rezeptblock und verordneten Antibiotika, lautet der Vorwurf. Zudem könnten Patienten und Mediziner den Überblick verlieren, wann, warum und vom welchem Arzt ein Antibiotikum verschrieben wurde. Das kann sich jetzt ändern. Und zwar mit dem Antibiotika-Pass der Margareten-Apotheke aus Münster.
„Der Antibiotika-Pass ist im Rahmen einer Projektarbeit von Anna Fischer und Jessica Flühe entstanden“, erzählt Sylke Bergmann, Inhaberin der Margareten-Apotheke voller Stolz. Die beiden angestellten Apothekerinnen haben im Rahmen ihrer Arbeit zur Fachapothekerin für Allgemeinmedizin den Pass entwickelt. „Denn viele wissen gar nicht, wie viele Antibiotika sie aufgrund von einer Blasenentzündung oder Erkältung einnehmen.“ Und so ist aus der Idee ein Pass entstanden, der jetzt zum festen Angebot der Apotheke zählt. Seit etwa eineinhalb Wochen erhalten die Kunden der Margareten-Apotheke auf Wunsch den Pass kostenlos, wenn ihnen ein Antibiotikum verordnet wurde.
Ähnlich wie bei einem Röntgenpass sollte jedes verordnete und eingenommene Antibiotikum eingetragen werden. „So ist sichergestellt, dass auch Verordnungen von verschiedenen Ärzten dokumentiert werden“, sagt Bergmann. So verliert man nicht den Überblick. Neben der Bezeichnung des Antibiotikums sollen auch die Dosierung, das Datum, die Einnahmedauer, die Erkrankung, der verschreibende Arzt und zusätzliche wichtige Hinweise eingetragen werden. Beispielsweise können gegebenenfalls aufgetretene unerwünschte Arzneimittelwirkungen, Allergien oder Besonderheiten dokumentiert werden.
Piktogramme geben Aufschluss, ob die Einnahme morgens, mittags oder abends erfolgen soll. Dass der Saft vor Gebrauch zu schütteln ist ob im Kühlschrank aufbewahrt werden muss und ob dieser mit Leitungswasser hergestellt wird. Außerdem wird ein Hinweis zur Lagerung, zur Einnahme vor oder nach dem Essen oder zum Meiden von Milchprodukten gegeben.
„Mit dem Pass möchten wir das Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Umgang mit diesen wertvollen Substanzen stärken“, erzählt Bergmann. „Das Problem der Antibiotikaresistenzen geht uns alle an.“ Der Pass enthält daher wichtige Informationen. Beispielsweise dass Antibiotika nur bei bakteriellen Infektionen Anwendung finden sollten und Husten, Schnupfen oder Halsschmerzen oft durch ein Virus verursacht wurden und daher ein Antibiotikum wirkungslos ist. Ein unnötiger Einsatz könne schnell zu Resistenzen führen, so könnten Therapieoptionen für lebensbedrohliche Erkrankungen schwinden. Der Pass liefert zudem einen Hinweis, dass Antibiotika in ihrer bakteriellen Wirkung nicht selektiv sind und auch nützliche und nicht krankmachende Bakterien beispielsweise im Darm abtöten.
Den Antibiotika-Pass der Margareten-Apotheke gibt es für Erwachsene und Kinder bis zwölf Jahren. Er ist fest und faltbar und passt in das Portemonnaie. Der Pass für Erwachsene enthält eine zusätzliche Information, die sich vor allem an Frauen richtet. Denn die Einnahme von Antibiotika kann die Sicherheit von hormonellen Kontrazeptiva beeinflussen. Der Pass für Kinder enthält stattdessen einen Hinweis, dass sich die Eltern den Dosierlöffel beziehungsweise die Dosierspritze erklären lassen sollen.
Für die Abgabe von Antibiotika für Kinder hat die Margareten-Apotheke bereits eine Weiterentwicklung in petto. Künftig sollen die Piktogramme aus dem Antibiotika-Pass auch als Aufkleber auf die Flasche aufgebracht werden. Ziel ist es, den Pass breit zu verteilen, am liebsten in alle Apotheken. „Wir sind die Fachleute für Arzneimittel“, sagt Bergmann. Daher gehöre der Pass auch in die Hand des Apothekers.
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