915 Tabletten und 10 Infusionslösungen

Zoll beschlagnahmt riesiges Arzneimittelpaket

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Berlin -

Beim Zollamt Weiden-Waidhaus konnten unterschiedliche russische Arzneimittel sichergestellt werden. Zehn verschiedene Präparate, teilweise in mehrfacher Ausführung, sollten von einer Privatperson aus Russland an eine Adresse in Deutschland verschickt werden. Der überwiegende Teil ist verschreibungspflichtig oder hierzulande nicht (mehr) erhältlich.

Insgesamt handelt es sich um 915 Tabletten und zehn Flaschen Infusionslösungen, teilte das Hauptzollamt Regensburg mit. „Die zuständige Arzneimittelüberwachungsbehörde wurde über die Einfuhr unterrichtet. Diese stellte einen Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz fest und erklärte die Tabletten für nicht einfuhrfähig“, erklärte das Zollamt weiter. Die Arzneimittel werden vernichtet.

Angst, Schwindel, Demenz

Ganze sechs Packungen Mebikar (Temgicoluril) lagen dem Paket bei. Das Anxiolytikum wird in Lettland und Russland nicht nur bei Angstzuständen und neurotischen Störungen, sondern auch als Mittel bei ADHS und zur Rauchentwöhnung verwendet.

Der Calciumkanalblocker Cinnarizin, ein Piperazin-Derivat zur Behandlung von Durchblutungsstörungen und Gleichgewichtsproblemen, fördert die Blutgefäßweitung. Zollbeamte fanden vier Packungen davon in der Sendung. In Deutschland wird der Wirkstoff in Kombination mit Dimenhydrinat bei Vertigo eingesetzt und unterliegt der Verschreibungspflicht.

Vinpocetin, das dreifach in der Sendung enthalten war, wird bei zerebrovaskulären Störungen und Demenz angewendet. Eine Wirksamkeit gegen Alzheimer konnte dem halbsynthetischen Stoff, der aus dem Hauptalkaloid des Kleinen Immergrüns (Vinca minor) gewonnen wird, noch nicht nachgewiesen werden. Vinpocetinhaltige Arzneimittel sind seit 2006 nicht mehr auf dem deutschen Markt.

Auch Ceraxon (Citicolin) ist hierzulande außer Handel, allerdings seit 2014. Es wurde bei neurologischen Indikationen wie Schlaganfall eingesetzt. Zuletzt war Citicolin als diätetisches Lebensmittel auf dem Markt.

Verschreibungspflichtig, außer Handel, zweifelhaft

Darüber hinaus konnte der Zoll zwei Packungen Piracetam und das Antiallergikum Atarax (Hydroxyzin) beschlagnahmen. Beide Wirkstoffe sind in Deutschland derzeit auf dem Markt. Gleiches gilt für Trittico (Trazodon), für das hierzulande diverse Generika vorliegen. Alle Präparate unterliegen der Verschreibungspflicht.

Das Präparat Tabex enthält den Wirkstoff Cytisin, ein Alkaloid des Goldregens. In Deutschland wird Cytisin seit Ende 2020 vertrieben und ist verschreibungspflichtig. In Osteuropa hingegen wird es bereits seit den 1960ern zur Rauchentwöhnung eingesetzt.

Das in Fläschchen vorliegende Gliatilin (L-Alpha Glycerylphosphorylcholin, kurz α-GPC oder Cholinalfoscerat) kommt als Vorstufe von Cholin im Gehirn und den Nieren vor und besitzt eine parasympathomimetische Wirkung. Cholinalfoscerat wird rasch in Cholin und Glycerophosphat aufgespalten. Das Cholin kann in Acetylcholin umgewandelt werden, wodurch die Verfügbarkeit des Neurotransmitters im Körper erhöht wird. Es wird unter anderem zur Behandlung neurologischer Erkrankungen angewendet. In Deutschland wird es als Nahrungsergänzungsmittel vertrieben.

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