In der Vox-Sendung „Höhle der Löwen“ ist es zu einem hitzigen Schlagabtausch zwischen Orthomol-Chef Nils Glagau und Investor Ralf Dümmel gekommen. Auslöser war die Frage, ob das Produkt „BitterLiebe“ der Gründer Jan Stratmann und Andre Sierek in der Apotheke besser aufgehoben ist oder im Mass Market. Glagau verwies auf die Erfahrung mit Veluvia, plötzlich flogen die Fetzen.
Die beiden Gründer aus Mannheim haben ein Produkt entwickelt, das 15 Pflanzenextrakte mit Bitterstoffen enthält. Aus ihrer Sicht ist der bittere Geschmack den meisten Lebensmitteln abhanden gekommen, obwohl dieser zahlreiche wohltuende Effekte hat. Sie wollen mit „BitterLiebe“ eine moderne Marke aufbauen, die eher eine junge Klientel anspricht. Seit Mai wurden bereits eine Viertelmillion Euro an Umsätzen über den eigenen Webshop erzielt.
„Ihr müsst in die Apotheke“, appellierte Glagau an die beiden Gründer. „Ihr habt ein erklärungsbedürftiges Produkt, das im Mass Market nicht funktioniert.“ Als erste intervenierte Judith Williams: Apotheker seien keine guten Verkäufer meinte sie. Doch Glagau bliebt bei seiner Meinung: „Das Regal bleibt stumm“, sagte er und bot gemeinsam mit Dagmar Wöhrl 200.000 Euro für 30 Prozent der Anteile.
Nun meldete sich Dümmel zu Wort: Er habe in der vergangenen Staffel mit Parodont und Veluvia sehr erfolgreiche Investitionen gemacht, die zwar auch in der Apotheke funktioniert hätten. In Drogerien und Lebensmittelmärkten könne man aber in ganz andere Dimensionen kommen. Er bot 200.000 Euro für 20 Prozent der Anteile und stellte die beiden Gründer vor die Wahl, welche Vertriebswege sie wünschten.
Nun war Glagau in Fahrt: Veluvia sei nach seiner Erinnerung im Mass Market gestartet und mangels Erfolg schnell in der Apotheke gelandet. Heute sei das Produkt „kaputt“. „Nein“, intervenierte Dümmel. „Doch!“ „Wenn du die Story nicht detailliert kennst, solltest du hier nicht so reden!“
Dümmel erklärte: Es sei der Wunsch des Gründers gewesen, das Produkt in die Apotheke zu bringen. Daher habe man Veluvia beim Großhandel gelistet, was zu preislichen Problemen geführt habe. Die Großhändler hätten nämlich auch den Versandhandel bedienen müssen, und das habe den Preis gedrückt, so Dümmel. „Das war eben der Wunsch des Gründers. Aber wenn du willst, dann komm nach Hamburg und ich zeige dir, wie brutal hoch die Zahlen sind“, so der Investor an Glagau.
Der Orthomol-Chef polterte: „20.000 Apotheken versus 4000 Lebensmittelhändler...“ Die Gründer müssten sich entscheiden, ob sie jemanden wollten, der liebevoll die Marke mit ihnen langfristig aufbaue – oder ob sie ein schnelles Geschäft machen wollten mit dem Risiko, nach dem Ende des Erfolgs komplett zu verschwinden. Der Einwurf von Dümmel, dass auch er eine Marke aufbauen wolle, ging da einfach unter.
Stattdessen meldete sich nun wieder Williams zu Wort: Mass Market heiße nicht, dass man nur im Regal liege. „Ach ja, sie ist ja auch noch da“, murmelte Glagau, immer noch sichtlich in Fahrt. „Jeder hier ist wunderbar, nur die Strategie ist eben anders“, erklärte Williams. Es sei Sache der Gründer, sich für den für sie besten Weg zu entscheiden.
Wie Dümmel bot sie 200.000 Euro für 20 Prozent, dazu das Versprechen: „Ihr Produkt braucht Fingerspitzengefühl. Ich würde es erst ins Teleshopping bringen, dann zu dm. Und dann würde ich sehen, was noch möglich ist.“
Nach kurzer Beratung bekam sie als lachende Dritte den Zuschlag. Und während die Löwen ihre Gemüter bei einem Bitterschnaps abkühlten, freuten sich die Gründer beim Verlassen des Studios darüber, der unverhofften „Kneipenschlägerei“ heil und mit Zuschlag entkommen zu sein.
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