Infektionskrankheiten

Zitronensaft hilft gegen Noroviren APOTHEKE ADHOC, 28.08.2015 11:11 Uhr

Desinfektion mit Zitrone: Zitronensäure bindet an den hochansteckende Noroviren und hindert sie möglicherweise daran, menschliche Zellen zu infizieren. Foto: Tim Reckmann/pixelio.de
Berlin - 

Ein häufiger der Grund für plötzlich einsetzende Magen-Darm-Beschwerden sind Erreger aus der Familie der Noroviren. Sie können ganze Schulen, Krankenhäuser oder Kreuzfahrschiffe lahmlegen. Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) haben nun eine neue Waffe im Kampf gegen die extrem ansteckenden Erreger entdeckt: Zitronensäure.

Zitronensäure bindet an den hochansteckende Noroviren und hindert sie möglicherweise daran, menschliche Zellen zu infizieren. Zitronensaft könnte sich daher als sicheres, gesundheitlich unbedenkliches Desinfektionsmittel gegen die verbreiteten Erreger schwerer Magen-Darm-Infekte eignen.

Da Noroviren leicht „fäkal-oral“ übertragen werden, „ist es wichtig, ein sicheres und gesundheitlich unbedenkliches Desinfektionsmittel zur Verfügung zu haben“, erklärt Dr. Grant Hansman, der Leiter der C.H.S.-Nachwuchsgruppe Noroviren am DKFZ.

Von früheren Beobachtungen wissen Forscher bereits, dass Fruchtextrakte wie Orangen- oder Granatapfelsaft die Infektionsfähigkeit von Noroviren reduzieren können. Hansman forschte schon in den USA an den National Institutes of Health (NIH) und entdeckte durch Zufall, dass das Citrate an die Kapselproteine von Noroviren binden können. Diesen Zufallsbefund verfolgte der Virologe in Heidelberg weiter.

In ihrer aktuellen Arbeit zeigen Hansmann und seine Mitarbeiter, dass die Viruspartikel nach Citrat-Bindung ihre Gestalt verändern. Eine Röntgenstrukturanalyse ergab, dass das Citrat aus Zitronensaft oder aus citrathaltigen Desinfektionsmitteln genau an die Stelle bindet, mit der das Virus beim Infektionsvorgang mit den Körperzellen in Kontakt tritt.

Die Ergebnisse erklären, warum Citrat die Infektionsfähigkeit von Noroviren reduziert. „Vielleicht sind ja die paar Tropfen Zitronensaft, die man üblicherweise auf eine Auster träufelt, ein guter Infektionsschutz“, spekuliert Hansman. Der Virologe schätzt, dass die Citratmenge im Saft einer Zitrone ausreichen könnte, um beispielsweise die Hände zu dekontaminieren.

Mit seinen Mitarbeitern will er nun untersuchen, ob Zitronensäure auch bei bereits erfolgter Norovirus-Infektion die Symptome lindern kann.