Apotheken sollen wieder digitale Impfzertifikate ausstellen können. Doch der Service funktioniert noch nicht in allen Apotheken. Dafür muss das Portal des Deutschen Apothekerverbands (DAV) mit der Telematikinfrastruktur (TI) verbunden sein. Die Bild-Zeitung machte bereits gestern auf das Ende des „Stopp-Schocks“ aufmerksam und titelte online: „Digitaler Impf-Pass in Apotheken wieder erhältlich“. Auch andere Publikumsmedien berichten über den schrittweisen Neustart, was zu zahlreichen Nachfragen in Apotheken führt.
Die Berichterstattung treibt die Menschen in Apotheken. „Endlich gibt es wieder digitale Impfpässe in den Apotheken – zumindest teilweise“, heißt es etwa im Bild-Bericht. Immerhin wurde in den meisten Medien auf die schrittweise Einführung hingewiesen sowie auf die Internetseite mit den Angaben, welche Apotheke man zu dem Zweck aufsuchen kann. Inwiefern die Seite in der Praxis genutzt wird, ist fraglich. Zumal es auch hier hakt: Wer dort Großsstädte wie Berlin, Hamburg, München oder Köln eingibt, bekommt aktuell keine Ergebnisse gelistet.
In Apotheken kommt die Berichterstattung nicht gut an. Das löse Alarm aus, sagt ein Inhaber, der deswegen heute zahlreiche Kund:innenanfragen erwartet. „Danke Bild-Zeitung.“ Der Apotheker ist ADG-Kunde und wartet noch auf den nötigen Support durch sein Softwarehaus. Dort heißt es, dass er spätestens am Montag damit rechnen könne, wieder digitale Zertifikate auszustellen. Per Aushang informiert er darüber, dass es noch nicht möglich ist, die Nachweise auszustellen. Die Nachfrage sei hoch, vor allem per Telefon fragten viele Anrufer, ob sie sich einen QR-Code abholen könnten. Andere ADG-Kunden sind schon wieder freigeschaltet.
Der Umzug des Portals sei „kurzfristig und unangekündigt“ gewesen, erklärt ADG den Kund:innen. Man arbeite mit Hochdruck daran, diese Änderungen so schnell wie möglich zur Verfügung zu stellen. Das Unternehmen stellt außerdem klar, dass Apothekenangestellte nicht mehr per Smartphone oder Tablet auf das Portal zugreifen werden können: „Ein Zugriff von nicht an die Apotheke angeschlossenen Rechnern ist nicht mehr möglich“, warnt ADG.
Alle EDV-Anbieter sollen über die neue Struktur bereits informiert worden sein und an entsprechenden Lösungen arbeiten. Auch bei einer CGM Lauer-Kundin aus Nordhrein-Westfalen geht bisher noch nichts. Die Kund:innen kämen aufgrund der Berichterstattung deshalb in die Apotheke, sagt die Inhaberin. Die Vertröstung kommt nicht immer an. Ein Kunde habe auf die Absage, dass die Ausstellung noch nicht möglich sei gefragt, ob er bei der „Versteckten Kamera“ sei.
In der Apotheke von Hubertus Nehring werden die Kund:innen ebenfalls wieder weggeschickt. Der Inhaber der Apotheke am Markt in Winsen ist nicht an die TI angeschlossen. Und das aus gutem Grund, wie er in einem Schreiben an Abda-Präsidentin Gabriele Overwiening betont. Er hätte bei Anwinta monatlich 70 Euro für Wartung und ähnliches als Gebühr zahlen müssen, obwohl beispielsweise das E-Rezept noch gar nicht im Markt sei. Dass „jetzt von heute auf morgen dieses Leistungsspektrum“ erweitert werde, verstoße gegen die Interessen der Mitglieder. „Wir können darauf nicht zeitnah reagieren.“ Bei Awinta habe es geheißen, dass vier Wochen nötig seien, um seinen Betrieb anzugliedern. Nehring fordert deshalb, eine Übergangsfrist und das DAV-Portal für diese Zeit wieder freizuschalten.
Vereinzelt können Apotheken wieder digitale Impfnachweise ausstellen. Bei einigen funktioniert die Verbindung problemlos, bei anderen entstehen längere Wartezeiten. Das nun über die TI erreichbare Modul sei über die URL mein-apothekenportal.de aufrufbar. Allerdings sei zu beachten, dass das Feld „Meine Apotheke stellt digitale Impfzertifikate aus“ beim Re-Start zentral für alle Apotheken deaktiviert wurde. Die Apotheken müssten das Feld nochmals aktivieren, sobald sie den Service wieder anbieten. Erst wenn sie das tun, werde die Apotheke wieder in der Suchfunktion des Apothekenportals sichtbar.
Der DAV wolle so sicherstellen, dass nur die Apotheken im Portal gelistet sind, die den Service anbieten und wolle so verhindern, dass Patient:innen unnötig in eine Apotheke gehen, um ein digitales Impfzertifikat zu erhalten. Ein guter Vorsatz, der in der Praxis nicht immer funktioniert.
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