Mit dem Grünen Rezept hatten Deutscher Apothekerverband (DAV), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Pharmaverbände BAH und BPI nach dem OTC-Ausschluss 2004 versucht, die arztgestützte Selbstmedikation zu fördern. 2009 legte der BAH die Kampagne im Alleingang neu auf und verteilte 15 Millionen Blankoformulare; seit einem Jahr ist die Firma Amedicon für die Initiative zuständig. Die Gesundheitszeitschrift „Gute Pillen - Schlechte Pillen“ sieht in der Aktion nicht mehr als einen „geschickten Werbetrick der Arzneimittelanbieter“.
In der Rubrik „Werbung - Aufgepasst“ erklären die Autoren in der aktuellen Ausgabe, warum es das Grüne Rezept gibt und wer davon profitiert. Anhand zweier großer Werbeanzeigen für doc Schmerzgel (Hermes) und Limptar (Cassella-med) wird dargestellt, dass Ärzte auch heute noch aktiv von Pharmaherstellern aufgefordert würden, OTC-Präparate auf Grünem Rezept zu verschreiben.
Den Patienten werde durch das Grüne Rezept vorgegaukelt, die auf dem Formular notierten Präparate seien verordnet und genauso wichtig wie erstattungsfähige Präparate. „Das ist ein Problem und die Zeche zahlen die Patienten“, so die Autoren. Denn auf Grünen Rezepten stünden oft Arzneimittel, die „aus guten Gründen“ nicht mehr auf Kassenrezept verordnet werden dürften: „Der Gemeinsame Bundesausschuss schließt solche Arzneimittel häufig ja gerade wegen medizinischer Bedenken von der Erstattungsfähigkeit aus.“
Beim BAH sieht man den Artikel gelassen: Die Empfehlungen kämen alleine von den Ärzten; außerdem seien die Rezepte komplett werbefrei.
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