Zahl restistenter Erreger steigt dpa, 09.10.2008 15:32 Uhr
Bakterien werden immer unempfindlicher gegenüber Antibiotika. Bei einzelnen Krankheitserregern wie Staphylokokken, Kolibakterien und Enterokokken ist ein deutlicher Anstieg der Resistenzen zu verzeichnen. Das geht aus dem heute vorgestellten Antibiotika-Resistenzatlas „Germap 2008“ hervor. Das Werk ist die erste umfassende wissenschaftliche Bestandsaufnahme zu Verbrauch und Wirkung von Antibiotika in Deutschland.
Bei ambulant erworbenen Infektionen hat sich die Resistenzlage nach den Daten in den vergangenen 10 bis 15 Jahren wenig verändert. Auffälligster Befund sei der stetige Anstieg der Resistenz gegen Makrolide bei den Pneumokokken gewesen, der inzwischen aber gestoppt sei. Weitere Resistenzbildungen gab es bei der Tuberkulose, Geschlechtskrankheiten wie der Gonorrhö und Salmonellen. Bei Patienten in Krankenhäusern zeigte sich seit den 90er-Jahren vor allem eine starke Zunahme von Multiresistenzen bei Staphylokokken (MRSA).
Dieser Trend ist nach Darstellung der Studienautoren umso gefährlicher, als zugleich die Einführung neuer Antibiotika stagniere. Deren Entwicklung sei für Pharmafirmen weniger wirtschaftlich als die anderer Mittel. Der Erhalt der Wirksamkeit der verfügbaren Arzneistoffe sei daher besonders wichtig und der Resistenzbildung müsse stärker entgegen gesteuert werden, forderten die Verfasser der Studie.
Dazu gehörten eine bessere Hygiene in Krankenhäusern sowie auch genauere Diagnosen von Ärzten, die nicht vorschnell Antibiotika verschreiben sollten. „Jedes überflüssige Antibiotikum begünstigt die Entwicklung von Resistenzen“, sagte der Vizepräsident der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG), Professor Dr. Eberhard Straube. Patienten sollten sich an die Dosierungsvorgaben halten.
In der Humanmedizin werden nach der Datensammlung in Deutschland aktuell etwa 250 bis 300 Tonnen Antibiotika pro Jahr verbraucht. Dabei entfallen rund 85 Prozent der Verordnungen auf den ambulanten Bereich. Der Atlas ist eine gemeinsame Veröffentlichung des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG) und der Infektiologie am Universitätsklinikum Freiburg.