Wunschsternaktion: „Das hat nichts mit dem Umsatz zu tun“ Katharina Brand, 22.12.2024 08:25 Uhr
Die Apotheke am Stadtgarten in Rees hat zum zweiten Mal eine Wunschstern-Aktion organisiert. Dank der Initiative von Inhaberin Esther Beckmann und der Zusammenarbeit mit der Stadt, drei Partnern und dem Apothekenteam erhalten 133 bedürftige Kinder aus der Region zu Weihnachten ein Geschenk. Beckmann betont: „Das kann nur Apotheke vor Ort!“
Ab dem 1. November hingen die Wunschsterne – mit dem Namen, Alter und Geschlecht eines Kindes – im Schaufenster der Apotheke. Die Kundschaft konnte sich einen oder mehrere Sterne frei aussuchen. Wer das tat, besorgte dem Kind ein Geschenk im Wert von 15 bis 25 Euro und gab es verpackt zusammen mit dem Stern bis zum 12. Dezember an die Apotheke am Stadtgarten zurück.
Insgesamt gab es 133 Wunschsterne für Kinder im Alter von vier bis zehn Jahren, die auch in anderen Betrieben – einem Bäcker, einem Hotel, einer Physiotherapiepraxis – auslagen und von Kundinnen und Kunden mitgenommen werden konnten. „Das Phänomenale ist, finde ich, dass alle Sterne abgeholt wurden und bereits alle Geschenke bei uns eingetroffen sind“, freut sich die Inhaberin. Gestern konnten die Kinder aus Rees und den Ortsteilen ihre Geschenke in der Apotheke am Stadtgarten abholen. Im Gegenzug verschenkten sie ein selbstgemaltes Weihnachtsbild.
Die Stadt rückt zusammen
„Ich wollte einfach eine wiederholbare und nachhaltige Weihnachtsaktion hier vor Ort ins Leben rufen“, erklärt die Apothekerin. Zwar seien Initiativen, die weltweit agieren, ebenso wichtig: „Ich habe aber schon wahrgenommen, dass es auch direkt hier vor Ort etwas zu tun gibt“, stellt sie klar. „Wir sind als Apotheke vor Ort niedrigschwellig erreichbar, im nächsten Jahr sind wir 25 Jahre fest mit dem Ort verankert. Da möchten wir natürlich am Ortsgeschehen mitwirken – und an Weihnachten dann mit einer solchen Aktion.“
Zur Umsetzung hat sich die Apothekerin im Vorhinein viele Gedanken gemacht. „Die Stadt hat für uns die Kommunikation mit den Familien übernommen und Briefe verschickt. Mit so einem offiziellen Schreiben in die Apotheke ist natürlich nicht besonders weihnachtlich.“ So entstand die Idee mit den Wunschsternen. Und auch das Alter der Beschenkten hat sich Beckmann ganz bewusst überlegt und eingegrenzt: „Bei älteren Kindern und Jugendlichen wird es immer schwieriger ein passendes Geschenk zu finden. Und die ganz Kleinen erleben das Auspacken am Weihnachtsabend noch nicht so bewusst.“
Teambuilding mal anders
Eines stellt die Inhaberin klar: „Ohne mein Team wäre es nicht gegangen.“ Das Besondere an der Aktion sei gewesen, dass es für alle einen Mehrwert gebracht hat, obwohl es eine Mehrarbeit für alle Beteiligten bedeutet hat. „Die Beschenkenden haben Spaß, die Involvierten bei der Stadt, die Betriebe, die beim Verteilen der Sterne geholfen haben und die Kinder haben auch Spaß, es ist ein Gewinn für alle, die Stadt rückt zusammen.“
Und das, obwohl es einen deutlichen Mehraufwand – gerade für die Apotheke – mit sich gebracht hätte. „Es hat sehr viel Arbeit gemacht. Die Druckkosten, die Kommunikation, das Verteilen der Geschenke, Aufklärungsarbeit zur Aktion. Es ist einfach eine Herzensangelegenheit. Freude wird mehr, wenn man sie teilt.“ Obendrein mussten die 133 Pakete sortiert, nummeriert und in der Apotheke bis zur Abholung untergebracht werden. Kurzum wurden dafür Stahlregale aus dem Keller geholt. „Da haben alle mit angepackt. Wir haben Listen geführt, die Geschenke nummeriert und abgehakt, sobald ein Geschenk abgeholt wurde“, berichtet die Inhaberin.
Auch ihre Teammitglieder haben Wunschsterne mitgenommen und Kindern so eine Freude gemacht – „Das ist nicht selbstverständlich, ich finde das total klasse“, freut sie sich.
„Das kann nur Apotheke vor Ort!“
Fröhliche Kinder, die die Apotheke mit einem Geschenk verlassen und ihrerseits andere mit einem kleinen Kunstwerk zu beschenken, sei „einfach mal schön“, betont die Apothekerin. „Das hat nichts mit Umsatz, Zahlen, Lieferengpässen und diesen Dingen zu tun, sondern zeigt, was die Apotheke vor Ort für ein Anlaufpunkt ist und was sie gesellschaftlich leisten kann.“
Beckmann weiß, dass auch viele andere Inhaberinnen und Inhaber gemeinnützige Weihnachtsaktionen ins Leben gerufen haben. Impfausweise stempeln, Coronaimpfstelle sein und Initiativen wie diese sind es, die die Apotheke vor Ort deutlich von den Versendern unterscheidet, findet die Apothekerin. „Die Menschen müssen verstehen, dass sie ihr E-Rezept bei uns vor Ort einlösen und nicht bei Herrn Jauch.“ Nicht nur ihre Apotheke, sondern auch die ihres Nachbarn müsse auch morgen noch da sein und, wenn es so weit ist, einen Nachfolger zu finden, betont Beckmann. „Die Versorgung und der steigende Bedarf müssen gesichert werden. Die können das nicht online.“