Wolfsburg

Falschdiagnose mit Vorsatz

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Berlin -

Ein Wolfsburger Urologe steht unter Anklage, weil er bei Privatpatienten falsche Diagnosen stellte, um diese im Anschluss vermeintlich und kostspielig behandeln zu können. So zertrümmerte er etwa Nierensteine, die es gar

nicht gab und führte unnötige Blasenspiegelungen durch. Ein Patient starb an einer unnötigen Behandlung. Nach mehr als dreijähriger Ermittlungsarbeit hat die Staatsanwaltschaft Braunschweig nun Anklage erhoben.

Der 61-jährige Arzt soll zwischen 2005 und 2011 in insgesamt 323 Fällen elf Privatpatienten durch vorsätzlich falsche Diagnosen zum Abschluss von Behandlungsverträgen verleitet haben. Insgesamt entstand den Patienten ein Schaden von rund 100.000 Euro, so eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Bei einer solchen Spiegelung kam es zu Komplikationen, an denen der Patient starb. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft ist der Arzt für den Todesfall verantwortlich, denn ohne die falsche Diagnose hätte der Patient nicht in den Eingriff eingewilligt.

Der Mediziner ist daher wegen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt, diesbezüglich ist ein Anästhesist mitangeklagt. Die weiteren Behandlungen wertet die Anklage als gefährliche Körperverletzung, weil sie aufgrund unwirksamer Einwilligung der Patienten vorgenommen worden sein sollen. Außerdem ist er wegen Betrugs angeklagt.

Der Mediziner war aufgefallen, weil er deutlich häufiger Nieren- und Gallensteine bei seinen Patienten feststellte als andere Urologen. Außerdem wunderten sich einige Patienten über die Diagnosen, als sie sich eine gegenteilige Zweitmeinung eingeholt hatten. Bereits Ende 2011 waren die Praxisräume des Arztes durchsucht worden. Damals war der Angeschuldigte auch kurzzeitig in Haft genommen worden. Er unterliegt seitdem einem vorläufigen Berufsverbot.

Die Ermittlungen hätten insbesondere deshalb so lange gedauert, weil 18 Sachverständigengutachten aus den Bereichen Urologie, Kardiologie, Anästhesie und Rechtsmedizin eingeholt werden mussten. Der Prozess liegt bei der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Braunschweig.

 

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