Pharmaziestudium – wo geht's hin? Julia Pradel, 18.09.2014 17:35 Uhr
Das Pharmaziestudium muss moderner werden. Darüber ist sich die Apothekerschaft einig. Nur, wo es hingehen soll, ist noch fraglich. Dr. Hans Rudolf Diefenbach, Vizepräsident des hessischen Apothekerverbands, setzt sich für neue Inhalte ein: „Es fehlen ganz essentielle Dinge“, so Diefenbach mit Blick auf das Medikationsmanagement und betriebswirtschaftliche Sachlagen.
Es gibt aber auch andere Meinungen: Betriebswirtschaft hat aus Sicht von Dr. Hans-Peter Hubmann nichts im Pharmaziestudium zu suchen: „Per Definition haben wir ein wissenschaftliches Hochschulstudium“, betont der Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbands. Betriebswirtschaftliche Inhalte gehörten aber prinzipiell nicht zu einem naturwissenschaftlichen Studium.
Aber die Studenten wollen praxisnäher lernen. David Reiner, Präsident des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD), weiß: Aus Umfragen unter den Studierenden gehe hervor, dass sie sich eine verstärkte Präsenz der Soft Skills im Studium wünschen. „Einerseits kommunikative Kenntnisse, aber auch soziale Kompetenzen, wie beispielsweise die Frage: Wie gehe ich mit einem weinenden Patienten um?“, erklärt Reiner.
Beim Thema Kommunikation ist Hubmann gespalten: Ein gewisses Grundmaß hält er zwar für sinnvoll. „Aber auch das wird in der Praxis oftmals viel besser gelehrt und an praktischen Beispielen besser verdeutlicht als die doch eher theoretische Sache an der Universität.“ Die Universität sieht er vor allem als Ort der Wissenschaft, der das Rüstzeug für den Beruf liefere, und nicht als Ort der Berufsausbildung.
Allerdings ächzen die Studenten schon heute über die Fülle der Lerninhalte. Sie fordern ein Semester mehr Zeit, um lernen zu können. „Wir sehen, dass man mehr und mehr in diese Struktur kommt, dass man den Stoff nicht qualifiziert lernt“, erklärt Reiner. Die Studenten bezeichneten das als „Bulimie-Lernen“. „Deswegen finden wir es wichtig, dass die Studienzeit auf lange Sicht verlängert werden muss“, so Reiner.
Bei diesem Wunsch werden die Studenten von Hubmann unterstützt, der den Vorschlag begrüßt. Diefenbach fügt hinzu: „Hier geht es schlichtweg darum, dass man Zeit benötigt, um etwas entspannter zu lernen.“ So könne das nicht weitergehen. Man wolle ja auch qualitativ hochwertige Leute und keine reinen Lernmaschinen.
Der Antrag des Hessischen Apothekerverbands, die Inhalte des Pharmaziestudiums zu ändern, wurde beim Deutschen Apothekertag (DAT) in den Ausschuss verwiesen. Matthias Zink, Doktorand an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, hatte zuvor auch zu Bedenken gegeben, dass eine Verlängerung des Studiums mit nicht unerheblichen Kosten verbunden sei. Dies sei besonders für kleine Universitäten problematisch, die ohnehin schon ums Überleben kämpften.