Australien, 1993: Irgendwo zwischen Sydney, Melbourne und Adelaide. Ein fröhlicher Trip mit Auto, Surfbrett und Campingutensilien. Zwei junge Männer aus Berlin sitzen beim Sundowner und malen sich ihre Zukunft aus. Eine Apotheke wäre schön. Das Unternehmen heißt heute Känguruh-Apotheke.
„Wir springen für unsere Kunden“, beschlossen die zwei Herren beim Sonnenuntergang. Da war der Apotheken-Name dann nicht mehr weit. Auch nüchtern erschien ihnen die Idee vernünftig. „Wir hatten anfangs nichts im Beutel, planten aber große Sprünge. Deshalb war der Name perfekt. Mittlerweile ist der Beutel natürlich größer“, sagt Hartmut Kulka (56) lächelnd.
Vier Wochen dauerte der Australien-Trip, vielleicht hatte auch Kangaroo Island, die drittgrößte Insel Australiens, ein bisschen Einfluss auf die Namenswahl. Nach ihrer Rückkehr gründeten die Freunde das Unternehmen. Da in Berlin der Markt mit Apotheken gut bestückt war, wurde die Standortsuche über die Stadtgrenze ausgedehnt.
In Potsdam wurden die beiden schließlich fündig. „Wir haben uns Potsdam genau angeschaut. Wo sind Arztpraxen, wo fehlt eine Apotheke? Damals war die Apothekendichte nicht besonders hoch. In dem Haus befand sich die Arztpraxis eines Chirurgen“, erzählt Kulka, „wir haben ihn angesprochen, dass wir gern eine Apotheke eröffnen würden und Räumlichkeiten suchten. Die Lage erschien uns attraktiv.“ Der Arzt unterstützte das Projekt der Australien-Fans und empfahl sein Erdgeschoss. Win-Win-Situation. Mittlerweile hat der Chirurg den damals geplanten Neubau im Hof fertiggestellt.
An Australien erinnert außer dem springenden Tier auf Schild, Briefpapier und Kitteln auch ein Spielzeug der besonderen Art. Ein Schaukelpferd wäre den beiden Apothekern als Unterhaltung für ihre jüngsten Kunden niemals in den Sinn gekommen. In Potsdam reiten die Kinder auf einem Holz-Känguruh. Maßgefertigt. „Es wurde vom Vater von Ralf gebaut, der ist Zimmermann.“
Gib‘ mir Tiernamen! Viele Apotheker folgen dieser Philosophie, wenn es darum geht, ihr Unternehmen zu taufen. Am beliebtesten sind unter Apothekern der Adler und der Löwe, auf Platz drei folgt der Bär. Auch Schwäne, Elefanten, Falken, Delfine und Kraniche zieren gern Logo und Apothekenschild. Die sind zwar nicht unbedingt für die direkte oder indirekte Heilung von Krankheiten bekannt, machen sich aber hübsch im Marketing. Oder der Inhaber mag das betreffende Tier. Oder die Kinder des Apothekers.
1997 eröffnete Apotheke Detlef Preiss in Berlin seine Jumbo-Apotheke. Manchmal liegt der Name quasi auf der Straße: „Gegenüber befindet sich der Tierpark“, sagt er, „wir wollten einen freundlichen, netten Namen. Etwas Positives, das familiengeeignet ist.“ Die Lösung: Ein Elefant. Aber nicht irgendeiner, sondern ein kleiner blauer: Jumbo.
„Ich halte das Markenrecht an der Jumbo-Apotheke“, sagt Preiss. Bei der Firmengründung hatte er übersehen, das es schon eine Jumbo-Apotheke in Oberfranken gab. Er einigte sich gütlich mit dem Kollegen in Oberfranken und beantragte die Markenrechte: „Wir wollten keine dritte Jumbo-Apotheke in Deutschland haben.“ Das blaue Logo-Tier hat er selbst entworfen und rechtlich schützen lassen.
Was die Jumbo-Apotheke im Vergleich mit der Konkurrenz kann, ist schnell erklärt: „Wir haben die Kraft des Jumbos!“, sagt Preiss lächelnd, „wir sind freundlich, die Leute mögen uns.“ Das bestätigen viele kleine Elefanten, die die Kunden über die Jahre als Dankeschön vorbeigebracht haben.
Auch die Safari-Apotheke in Schloß Holte-Stutenbrock in Nordrhein-Westfalen setzt auf wilde Tiere. Das hat allerdings einen praktischen Grund: „Bei uns in der Nähe befindet sich ein großer Safaripark“, sagt Apotheker Peter Mohnke. Gäste können über 600 Tiere und 20 Fahrtattraktionen erkunden, der Park ist die größte Sensation vor den Toren Bielefelds.
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