Schriftstellerin Thea Dorn brachte mit ihren Gedanken frischen Wind ins Radialsystem. „Ich werde keine Schwarzmalerpositionen vertreten”, kündigte sie an. Um sogleich dem Publikum von VISION.A die Leviten zu lesen.
Liebevoll und mit Humor. „Wer hat ein Smartphone dabei?”, fragte sie das Publikum. Alle hoben artig die Hände. Und hatten bei Thea Dorn sogleich verloren. Weil sie damit vor Augen führte, dass niemand nachfragte, warum er darauf antworten solle. Mit Schwung verteilen wir unbedacht unsere Daten. Thea Dorn ist da keine Ausnahme: „Ich bestelle gerne Essen, das ins Haus kommt.” Und schon wieder sind die Daten unterwegs.
Und neue Fragen tauchen auf, zum Beispiel, wenn man Fitness-Apps nutzt: „Was, wenn die Krankenkassen diese Infos haben wollen? Und dann sagen, letzten Monat haben sie sich zu wenig bewegt und Pizza bestellt, das sehen wir nicht so gern. Da müssen wir über einen neuen Tarif nachdenken.”
Wir sollten, so Dorn, dringend unser Verhalten überdenken: „Ich befürchte, dass wir den selbstverschuldeten Wiedereintritt in die Unmündigkeit einleiten. Wir müssen die Systeme Tag und Nacht mit unseren Informationen füttern, damit sie funktionieren.” Und weil der Mensch gern mit seinen Artgenossen kommuniziert, entstehe in den sozialen Medien eine „Scheingeselligkeit”.
Als erste Hilfe könnte man sich die Methode Dorn zu eigen machen: „Wenn ich es nicht eilig habe, schalte ich das Navi ab, um meinen Orientierungssinn zu schärfen.” Vergnügt fügte sie hinzu: „Ich gucke einfach auf die Karte!" Sie vermisst gelegentlich die Interaktion, die sich ergibt, wenn Menschen im Auto darüber diskutieren, welcher Weg von A nach B der „beste” sei. Man solle nicht alles dem Smartphone überlassen: „Sind sie nicht letztlich dazu da, uns zu zerstreuen, uns abzulenken?”
Aber sie bergen die Gefahr der Verdummung aus Bequemlichkeit. „Smartphones verhindern, dass wir komplexe Zusammenhänge erkennen, weil wir wegklicken, wenn wir etwas nicht verstehen.” Die Schriftstellerin fordert deshalb Fitness-Studios für die Urteilsfähigkeit.
Und hatte durchaus auch Lob fürs Smartphone. „Man kann sich selbst im Internet diagnostizieren, ein Freund von mir ist Diabetiker, das erleichtert sein Leben.” Auch die Arbeitswelt werde mit Hilfe der Smartphones erleichtert: „Die Geräte tragen zu unserer Freiheit bei, wir müssen zum Beispiel nicht mehr im Büro hocken. Die Frage ist: Wofür nutzen wir diese Freiräume?”
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