Kommentar

Ein Hoch auf die Land-Apotheke!

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Berlin -

Immer wenn man denkt, die Welt braucht kein Wohlfühl-Magazin mehr, kommt ein neues um die Ecke. Der Burda-Verlag wirft sich mit „Mein schönes Land – Apotheke“ in einen spannenden Markt: Außer der Apotheken Umschau, so scheint es seit Jahrzehnten, liest der Apothekenkunde nichts. Kein Wunder, bekommt man da doch zum Nulltarif fundierte Nachrichten. Der Apotheker zahlt‘s, aber der Kunde weiß davon meist nichts.

Das Burda-Magazin kostet 4,40 Euro. Die Startauflage liegt bei optimistischen 100.000 Exemplaren. Mit Geschichten wie „Heilkräuter trocknen“, „Entspannen in der Natur“ oder „Das gehört in die Reiseapotheke“ liefert Burda zwar keinen investigativen Journalismus, aber sedierende Kontinuität. Beinahe aufrüttelnd klingt da schon der Artikel: „Im Reich der wilden Kräuter.“

Der holprige Titel des Magazins erklärt sich aus dem Umstand, dass der Verlag die neue Idee beim hauseigenen Erfolgstitel „Mein schönes Land“ ansiedelt. Für die ansonsten eher strenge Wettbewerbszentrale ist das kein Problem: Schließlich wird wohl kein Leser auf die Idee kommen, in der Redaktion Arzneimittel bestellen zu wollen. In der Vergangenheit hatte man sich in Bad Homburg stets schützend vor die Institution mit dem roten A gestellt.

Mit der neuen Print-Publikation springt Burda ein weiteres Mal auf den Wohlfühl-Zug. Magazine im Land-Lust-Stil gehören zu den wenigen Print-Neugründungen der vergangenen Jahre, deren Verkaufszahlen in die Höhe schossen. Anfangs belächelt, wurde das Magazin „Landlust“, made in Münster, Dutzende Male kopiert.

Geht man heute in einen Zeitschriftenladen, wird man von Kopien geradezu erschlagen. Wie hieß doch gleich noch mal das Original? Und gibt es auf diesem Planeten eigentlich noch einen Bauernhof oder privaten Bauerngarten, von dem noch nicht jede Ameise im Porträt zu sehen war?

Jetzt also heile Gesundheitswelt von Burda. Gesund leben, natürlich leben, die heilsamen und vitalisierenden Kräfte der Natur nutzen. Wer möchte das nicht. Millionen Leser verzehren sich nach den aktuellen Meldungen über Kriege und Nöte der Menschheit nach ein bisschen Frieden. Einfach nur kurz auf dem Sofa liegen und ins Grüne mitgenommen werden, das wünscht man sich am Wochenende oder nach einem langen Arbeitstag.

Ein bisschen Hopfen, ein bisschen Süßholz. Mal sehen, wie die Umschau-Leser das aufnehmen. Und ob sie für Geschichten wie „Hausmittel Quark“ oder „Ringelblume heilt Haut und Wunden“ – beides freundlich geschätzt bislang hundert Mal gelesen – 4,40 Euro ausgeben werden.

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