WHO sieht Olympia nicht in Gefahr dpa, 05.05.2008 15:25 Uhr
Die Infektionswelle durch ein tückisches Darmvirus in China stellt nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) keine Gefahr für die Olympischen Spiele in Peking dar. Bis Montag sind bereits 26 Kinder nach einer Infektion mit dem Virus gestorben. Aus sieben Provinzen und der Hauptstadt Peking wurden rund 10 000 Erkrankungen gemeldet. Allein in der Olympiastadt sind mehr als 1 000 Fälle bekannt. „Ich sehe es nicht als Bedrohung für die Sommerspiele an“, wurde der Pekinger WHO-Repräsentant Hans Troedsson in chinesischen Medien zitiert. „Es ist eine Krankheit, die vor allem kleine Kinder betrifft.“
Der WHO-Vertreter nahm Gesundheitsfunktionäre in der schwer betroffenen Provinz Anhui gegen Vorwürfe in Schutz, den Ausbruch vertuscht zu haben. Sie hätten die Ursache nicht gekannt, da die Symptome nicht typisch gewesen seien, sagte Troedsson. Das sich ausbreitende Enterovirus 71 könne auch nicht mit dem Erreger der lebensgefährlichen Lungenseuche Sars verglichen werden. Das schwere akute Atemwegsyndrom hatte sich 2003 von China aus verbreitet und weltweit 800 Menschen das Leben gekostet.
Nach Erwartung des Pekinger Gesundheitsministeriums wird der tödliche Ausbruch vermutlich erst im
Sommer seinen Höhepunkt erreichen. Das Ministerium wurde mit einer Eindämmung bis zu den Olympischen Spielen im Sommer beauftragt, wie die Zeitung "China Daily" am Sonntag berichtete. Es habe bereits ein Expertenteam in die besonders betroffene Provinz Anhui geschickt. Dort haben sich in 15 Städten insgesamt 4529 Kinder mit dem Enterovirus 71 angesteckt, wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.
Das vor allem in warmen Klimazonen verbreitete Virus kann die Hand-Fuß-Mund-Krankheit auslösen, die normalerweise harmlos verläuft. Selten führt es zu einer Hirn- oder Hirnhautentzündung, die gelegentlich tödlich verläuft. Eine ursächliche Behandlung oder eine Impfung gegen das Enterovirus 71 gibt es nicht. Als wichtigste Vorbeugung gegen eine Ansteckung gilt Händewaschen. Zentrum des Ausbruchs ist die ostchinesische Stadt Fuyang in Anhui, wo allein 22 Kinder gestorben sind. Auch in den Provinzen Jiangsu, Hunan, Hubei, Shaanxi und Zhejiang, wo am Montag ein weiterer Todesfall durch das Enterovirus 71 gemeldet wurde, sind tausende Infektionen bekannt.