Neue Grippe

WHO ruft Stufe 5 aus dpa, 30.04.2009 10:08 Uhr

Genf/Luxemburg - 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die zweithöchste Grippe-Alarmstufe ausgerufen. Phase 5 bedeutet, dass das neue Grippevirus in mindestens zwei Ländern einer Region von Mensch zu Mensch übertragen wird. Die Welt steht demnach unmittelbar vor einer Pandemie. WHO-Generalsekretärin Dr. Margaret Chan appellierte an alle internationalen Organisationen sowie an die Pharmaindustrie, alle Kapazitäten bereitzustellen, um eine Pandemie zu vermeiden. Die WHO rief auch zur verstärkten Produktion von Antigrippemitteln und zu weiteren Vorsorgemaßnahmen etwa im Gesundheitswesen auf.

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) hat unterdessen drei neue Verdachtsfälle von Schweinegrippe in Deutschland bestätigt. Im „ARD-Morgenmagazin“ sagte die Ministerin: „Wir haben drei neue Verdachtsfälle, so dass insgesamt im Moment zehn Verdachtsfälle überprüft werden.“ Bei drei Menschen sei „die Infektion festgestellt“ worden. Dies entsprach dem Stand vom Vortag.

Wegen der rasanten Ausbreitung der inzwischen nicht mehr als Schweine-, sondern als „Neue Grippe“ bezeichneten Erkrankung kommen die EU-Gesundheitsminister heute zu einem Sondertreffen in Luxemburg zusammen. Die Minister der 27 EU-Mitgliedstaaten wollen ein gemeinsames Vorgehen bei der Bekämpfung der Krankheit und mögliche Reisewarnungen beraten.

Das Europäische Seuchenkontrollzentrum (ECDC) in Stockholm nannte die Erhöhung der Alarmstufe eine angemessene Antwort auf die Entwicklung der Lage. Grund seien die anhaltenden Übertragungen des Virus von Mensch zu Mensch in Mexiko und den USA.

Unterdessen erhöhte sich in Mexiko die Zahl der nachgewiesenen Schweinegrippe-Todesopfer auf acht. Wie der Direktor des Nationalen Epidemiologischen Zentrums, Miguel Ángel Lezana, sagte, ist es inzwischen gelungen, den Ursprung der Infektionskette in Mexiko ausfindig zu machen. Der erste Fall sei Anfang April in der Ortschaft Perote im Staat Veracruz aufgetreten. Nach Medienberichten handelte es sich um einen fünf Jahre alten Jungen, der sich ohne ärztliche Behandlung wieder vollständig erholt habe.

In Spanien wurde das Virus erstmals in Europa auch bei einem Patienten nachgewiesen, der nicht in Mexiko gewesen war. Er habe sich vermutlich bei seiner ebenfalls erkrankten Lebensgefährtin angesteckt, die das Virus aus Mexiko eingeschleppt habe, teilten die Behörden mit. Spanien hat derzeit zehn Schweinegrippefälle nachgewiesen. Großbritannien hat fünf Fälle gemeldet, Deutschland drei und Österreich einen. Frankreich will sich wegen der Schweinegrippe für eine EU-weite Einstellung der Flüge nach Mexiko einsetzen.