EHEC

WHO-Experte: Fleisch statt Gemüse dpa, 04.06.2011 12:58 Uhr

Berlin - 

Während Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) und das Robert-Koch-Institut (RKI) weiter vor dem Verzehr von rohen Tomaten, Gurken und Blattsalaten warnen, hält ein Experte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eher Fleisch für die Ursache der Infektionen. Dr. Donato Greco sagte der italienischen Zeitung „La Repubblica“: „Der Erreger ist üblicherweise im Darm von Rindern zu finden und damit auch in rohem Fleisch wie Tartar oder schlecht gekochten Hamburgern.“ Er habe noch nie derart gefährliche Darmkeime auf Obst und Gemüse festgestellt.

Grecos Äußerung könnte den Streit um die Einfuhrverbote für Gemüse neu befeuern: Ein juristisches Nachspiel könnte etwa die Informationspolitik Hamburgs haben: Spanische Gemüsebauern wollen Klagen, nachdem es zunächst geheißen hatte, deren Gurken seien Auslöser der Krankheit. Russland, das einen völligen Importstopp für Gemüse aus der EU verhängt hat, verschärfte am Freitag den Ton in dem Handelskonflikt.

Auch unter führenden Wissenschaftlern gibt es mittlerweile Streit über das Krisenmanagement. Der Ärztliche Direktor der Berliner Charité, Professor Dr. Ulrich Frei, kritisierte die Arbeit des Robert Koch-Instituts (RKI): Das Universitätsklinikum habe erst in dieser Woche Fragebögen für die Patienten bekommen, sagte Frei dem Tagesspiegel. „Das reicht nicht. Man hätte die Patienten interviewen sollen.“

Es sei auch nicht erkennbar, woran das RKI erarbeite. „Wir brauchen eine bessere Informationspolitik“, forderte Frei. Dass sich der EHEC-Erreger seit Anfang Mai ausbreite, außer Gurken aus Spanien aber keine mögliche Quelle ermittelt worden sei, mache ihn unruhig.

Das Bundesgesundheitsministerium teilte dagegen nach Angaben der Zeitung mit, dass alle zuständigen Behörden „sehr schnell“ gehandelt hätten.

Nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie deutet sich bei der Erkrankungswelle unterdessen eine leichte Entspannung an. „Die Lage ist so, dass sie scheinbar sich etwas beruhigt, was die Zahl der Neuinfektionen angeht“, sagte der Präsident der Gesellschaft, Professor Dr. Reinhard Brunkhorst, in Hamburg.