Der Notdienst stellt Sarah Sonntag häufiger vor Herausforderungen: Manchmal müssen Apotheker eben Pharmazeut und Spürnase in einem sein. In der heutigen Nacht hat Sarah ein Quiz zu lösen, Joker gibt es jedoch keine.
Die Computer laufen, die Kanne mit Kaffee steht bereit und Sarah und Max sind bestens auf die Nacht vorbereitet. Die vergangene Woche war sehr anstrengend, es gab Probleme mit der Software und auch im Team herrschte ein hoher Krankenstand. Dennoch beginnt Sarah ihren Notdienst hochmotiviert, denn es steht der langersehnte Urlaub bevor. Bei Max hält sich die Begeisterung in Grenzen: „Warum habe ich eigentlich keinen Urlaub?“, fragt er trotzig. „Weil du ständig Bereitschaftsdienst hast“, grinst Sarah.
Ein Notdienst ist immer ein wenig wie eine Wundertüte: Man weiß nie, wer in der Nacht so vor der Klappe steht und welche Anliegen derjenige hat. Auf die Klassiker ist Sarah stets vorbereitet und auch so hat sie schon einige komische Dinge erlebt. Es gibt jedoch immer noch neue Herausforderungen. Für Sarah beginnt eine solche, als ein Mann mittleren Alters klingelt. Schnellen Schrittes bewegt sich die Apothekerin zur Klappe.
„Guten Abend, wie kann ich ihnen helfen?“ Der Mann ist total aufgelöst und hält zwei Medikamentendosetts in der Hand. „Ich brauche dringend ihre Hilfe, ich weiß wirklich nicht was ich tun soll“, sagt er und reicht Sarah zitternd die Dosetts. „Meine Mutter ist heute aus dem Krankenhaus entlassen worden und hat bis Montag diese Dosetts mitbekommen“, beginnt er zu erklären. Sarah versucht, ihn erst einmal zu beruhigen. „Ganz ruhig, was stimmt denn damit nicht?“, fragt sie. Bei genauerem Hinsehen erkennt sie, dass die Tabletten willkürlich in den Fächern gelandet zu sein scheinen.
„Wir waren so in Eile, als wir nach Hause kamen, und ich habe nur einen Moment nicht richtig aufgepasst. Mir sind die Dosetts aus der Hand gerutscht und die ganzen Tabletten sind herausgefallen“, versucht der Mann panisch zu erklären. „Nun weiß ich nicht mehr, wohin welche Tablette gehört, und meine Mutter ist dringend auf die richtigen Medikamente angewiesen.“ Langsam dämmert Sarah, was auf sie zukommt. „Sie arbeiten doch jeden Tag mit Tabletten, sie wissen doch bestimmt, welche Tablette wohin muss“, sagt er. Sarah atmet erst einmal tief durch und fragt nach dem Medikationsplan. „Natürlich, ich bin etwas durch den Wind“, sagt der Mann und reicht ihr eine vollgepackte DIN A4-Seite.
Zum Glück kennt Sarah die eine oder andere Tablette vom Blistern und kann einige direkt zuordnen. Für andere wünscht sie sich den Publikumsjoker in Form ihres Blisterteams. „Ein 50:50-Joker würde vielleicht auch schon helfen“, sagt Max, der sie versucht zu unterstützen. „Hättest du mich jetzt verschiedene Rezeptursubstanzen raten lassen, wäre ich dir eine größere Hilfe.“ Sarah ist froh, dass sie das Rätsel ohne Publikum lösen kann und ihr kein Moderator mit prüfendem Blick gegenübersitzt, der sie nervös macht. Den Part übernimmt Max: „Bist du dir sicher, dass das Torasemid ist?“, fragt er und beäugt kritisch jeden Handgriff. „Hör auf, mich zu verunsichern, ich weiß was ich tue“, kontert Sarah. Nach und nach sortiert sie die Tabletten und Kapseln zu. Ein Blick in die Gelbe Liste mit Bildern der einzelnen Pillen hilft ihr, auch die letzten zu unterscheiden. Als schließlich ein Dosett dem anderen gleicht und alles wieder seine Ordnung hat, ist Sarah schon ein bisschen stolz.
Als sie mit den Plastikschälchen wieder zur Klappe kommt, wartet ihr Kunde bereits. „Hat alles funktioniert?“, fragt er hoffnungsvoll. Sarah reicht ihm die Dosetts und den dazugehörigen Medikationsplan und grinst. „Sie haben es geschafft! Ich bin Ihnen so dankbar!“, platzt es aus ihm heraus. „Wie kann ich das nur wieder gut machen?“, fragt er Sarah. „Ach, kommen sie doch einfach ab sofort öfter, wir helfen ihnen gern“, sagt Sarah. „Das werde ich auf jeden Fall tun, gut dass sie hier vor Ort stets zur Stelle sind“, antwortet er dankbar und steigt in sein Auto.
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