Inhaberin ärgert sich über Jauch

„Wenn's Geld stimmt, verkauft er auch seine Großmutter“

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Berlin -

Eine Inhaberin aus Niederbayern wurde kürzlich auf einen Zeitungsartikel der Lokalpresse aufmerksam. In diesem wird von einem Professor für Informatiksysteme über Versandapotheken und sogenannte „Schutzräume“ für alles, was manche Menschen analog nutzen wollen, berichtet. „Selbst er hat verstanden, wo die Grenzen des Internethandels sind und dass man manche Dinge lieber analog lassen sollte“, so die Inhaberin. Im Gegensatz dazu stehe das Werbeverhalten Günther Jauchs: „Wenn's Geld stimmt, würde er auch noch seine Großmutter verkaufen“, ärgert sie sich.

Professor Dr. Arno Rolf von der Universität Hamburg widmet sich in dem Artikel, erschienen am 22. März im Hamburger Abendblatt einem aktuell hoch brisanten Thema: dem holländischen Versandhandel. Denn dieser sei für die Apotheken vor Ort schlicht existenzgefährdend, so die Inhaberin. Für den Fernsehmoderator sei es jedoch ein lukratives Geschäft. „Er empfiehlt uns, in Zukunft nicht mehr in der Apotheke an der Ecke zu kaufen, sondern ganz einfach über das Handy mit E-Rezept bei einem holländischen Großhändler zu bestellen und sie sich in die Wohnung liefern zu lassen“, schreibt Rolf.

Dies sei zwar für die Menschen schön bequem, aber auch existenzgefährdend für die Apotheken, erklärt er. Für Jauch könne nur der lukrative Zuverdienst motivierend sein, ist sich die Inhaberin sicher. Denn: „Wenn's Geld stimmt, würde er auch noch seine Großmutter verkaufen.“ Dabei sollte sich Jauch laut der Inhaberin besser fragen, welche immens große Verantwortung er trage. „Er muss sich doch bewusst sein, welchen Einfluss er auf die Menschen ausübt mit solch einer Werbekampagne.“ Aber sie vermute, dass „er es billigend in Kauf nimmt, dass unser Versorgungssystem ausblutet“.

Auch wenn es nur noch selten dazu komme, das digitale Zeitalter in Frage zu stellen – er tue es dennoch, so Rolf: „Die Kundschaft der Apotheken besteht in der Mehrzahl aus älteren Mitbürgern.“ Diese seien weniger internetaffin als der Durchschnitt der Bevölkerung und deshalb auf die ortsnahen Apotheken angewiesen, heißt es. Die Inhaberin ergänzt: „Es ist immer wieder das Problem, dass ältere Menschen einfach auf der Strecke bleiben.“ Auch das müsse Jauch doch endlich erkennen, so die Apothekerin.

Aber das Gegenteil sei der Fall: „Es wird gehandelt wie im wilden Westen, man bekommt den Eindruck, es gelten ab der Grenze einfach ganz andere Spielregeln als in Deutschland und es ist alles egal“, so die Inhaberin. So drehe man sich ewig im Kreis: „Ich bin es fast leid, immer wieder zu erklären, dass wir Apothekerinnen und Apotheker so wichtig und nicht ersetzbar sind in der Versorgung der Bevölkerung.“

Auch Rolf fragt: „Sollte man die Apotheker als qualifizierte Mitarbeiter durch die Digitalisierung wegrationalisieren?“ Besser sei die Einrichtung sogenannter Schutzräume, die nicht zwangsläufig ins Internet wandern sollten. „Diese verweisen auf den Schatz an Werten und Standards, den zumindest ein relevanter Teil der Gesellschaft weiterhin analog nutzen will“, erklärt der Professor. Die Inhaberin stimmt zu: „Er hat verstanden wo die Grenzen der Digitalisierung sind. Soll Jauch doch für die Apotheke vor Ort Werbung machen, das brächte für unser System viel mehr als die Menschen sinnbildlich nach Holland zu treiben“, appelliert sie.

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