Apotheke klein und nicht revisionsfähig

„Wenn ich weiterarbeite, kommt die Insolvenz“

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Berlin -

Der Verkauf einer kleinen Apotheke ist unmöglich – eine Erkenntnis, die Michael Brzoska in den vergangenen Monaten verinnerlicht hat. „Alle Berater haben mir geraten, möglichst schnell zu schließen“, sagt der Inhaber über seine Rats-Apotheke, die er in zweiter Generation führt. Nach fast 60 Jahren ist Ende April Schluss.

Brzoska schließt die Rats-Apotheke im baden-württembergischen Ehingen. Fast ein Jahr lang suchte der heute 60-jährige Apotheker nach einer Nachfolge. Doch bereits damals machte er sich mit dem Gedanken vertraut, den 1998 übernommenen Betrieb nicht loszuwerden. Denn die Apotheke sei nicht revisionsfähig. „Ich habe noch Bestandsschutz, aber es müssten das Labor, den Beratungsraum und das Treppenhaus gemacht werden. Das kostet etliche 10.000 Euro.“

Insgesamt seien die Erträge zuletzt immer weiter gesunken. Gründe dafür sind unter anderem die gestiegenen Betriebs- und Personalkosten. Allein die Software für das E-Rezept koste monatlich 2500 Euro. Dazu komme, dass er nur ein Fünftel des Umsatzes mit OTC- und Freiwahlprodukten erziele, 80 Prozent laufen über Rezepte. Doch daran verdiene man als Apotheker wenig und es mache viel Arbeit, sagt er. Dazu komme, dass sich mit den digitalen Verordnungen das Geschäft zu den Versendern verlagere.

Kleine Betriebe wie die Rats-Apotheke hätten keine Chance mehr, schätzt Brzoska. „Wenn ich weiterarbeite, komme ich irgendwann in die Insolvenz.“ Er fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. Noch habe sich Plus und Minus die Waage gehalten, aber vom Nacht- und Notdienst allein könne man nicht leben. Alle zwei Wochen ist der Inhaber an der Reihe.

Dazu komme, dass er gesundheitlich nicht fit ist und mehrere Operationen anstünden. „Die Ganztagesvertretung für ein Dreivierteljahr ist zu teuer.“ Wenn sein beruflicher Ausfall abgeschlossen sei und er wieder arbeiten könne, werde er ins Angestelltenverhältnis wechseln oder selbst Vertretungen anbieten. Seine vier Teilzeitkräfte und eine Apothekerin, die halbtags arbeitet, sowie eine Helferin würden in anderen Apotheken unterkommen.

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