Wenn die Offizin zur Filmkulisse wird Hagen Schulz, 20.11.2019 14:24 Uhr
Großer Auflauf im 5000 Einwohner-Ort Schwaan: Denn das ZDF schaut in der mecklenburgischen Kleinstadt vorbei. Anlass sind Dreharbeiten für einen Fernsehfilm, in welchem der Tatort-Schauspieler Harald Krassnitzer und seine Ehefrau Ann-Kathrin Kramer die Hauptrollen übernehmen. Kramer spielt dabei eine Apothekerin – passend dazu werden einige Szenen in der Schwaaner Adler-Apotheke gedreht.
„Wie die Jungfrau zum Kinde, nur anders“ sei seine Apotheke in die Auswahl als Filmstandort gekommen, erzählt Inhaber Achim Borchwardt. Denn eigentlich wird der Film, der aktuell den Arbeitstitel „Ohne Ausweg“ trägt, im rund 50 Kilometer entfernten Wismar gedreht. Doch die Apotheken vor Ort entsprachen nicht den Vorstellungen des Regisseurs Thorsten Näter. So recherchierte der Filmemacher in der Region nach geeigneten Standorten – und fand mit der Adler-Apotheke Schwaan die perfekte Kulisse.
„Meine Apotheke hat einen sehr ländlichen Charakter, mit viel Holz“, erklärt Borchwardt. Am Samstag komme das ZDF und bereite alles vor. Ein 30-köpfiges Technik-Team ist im Einsatz. Sonntag ist dann der Drehtag. „Inklusive des Abbaus wird sich das dann mindestens von 8 bis 16 Uhr hinziehen“, schätzt der Apothekeninhaber. Für Borchwardt und sein Team ist der ZDF-Besuch eine willkommene Abwechslung – und eine lukrative dazu: „Es gibt eine vertraglich geregelte Aufwandsentschädigung, mit der ich sehr gut leben kann. Sie liegt auf jeden Fall über der Notdienstpauschale“, lacht der Apotheker.
Selber mitspielen wird der Inhaber im Streifen jedoch nicht, das überlässt er den Profis. „Den Rummel brauche ich auch nicht. Der Werbeeffekt für meine Apotheke reicht mir voll und ganz“, so Borchwardt. In dem Thriller geht es um einen Pastor, gespielt von Krassnitzer, der in eine kleine Gemeinde versetzt wird. Seine von Kramer verkörperte Ehefrau begleitet ihn und übernimmt die Apotheke im Ort. Die Eheleute geraten in eine turbulente Situation, in der sie von Diamentendieben zur Suche nach verschwundenen Edelsteinen gezwungen werden.
Hierfür werden einige Szenen auf dem Schwaaner Marktplatz und in der Adler-Apotheke gedreht. Insgesamt für sechseinhalb Minuten soll Borchwardts Betrieb im fertigen Film zu sehen sein. Die Bewohner freuen sich bereits darauf, dass ihr Ort zur Filmkulisse wird. „Wir sind ja eine kleine Stadt, deswegen hat so ein ZDF-Film schon einen Effekt“, berichtet der Apotheker vom Feedback seiner Kunden: „Die Nachricht zu den Dreharbeiten hat schon ein ordentliches Echo ausgelöst. Die Leute sind sehr gespannt, was da am Sonntag passieren wird.“ Wann der Thriller gesendet wird, steht noch nicht fest.
Für Borchwardt und seine Apotheke ist es jedoch nicht der erste Auftritt im Fernsehen. Im März 2013 schaute der Regionalsender NDR im Rahmen seiner „Nordtour“ in Schwaan vorbei. Heraus kam ein dreiminütiger Beitrag, der Einblicke in die 200-jährige Geschichte der Apotheke und den Arbeitsalltag der Mitarbeiter gewährte. Im Fokus des Berichts stand auch „De olle Apteik“, ein kleines Apothekenmuseum, das Borchwardt und seine Ehefrau in Eigenregie eröffneten. In einer Dauerausstellung werden dort historische Apothekeneinrichtungen gezeigt und der Wandel der Arzneikunde im Lauf der Jahrhunderte dokumentiert.
Borchwardt arbeitet bereits seit 1985 in der Adler-Apotheke. Nach der Wende übernahm er den Betrieb und führte bis 1993 zahlreiche Sanierungs- sowie Umbaumaßnahmen im 1765 erbauten Gebäude durch. Einige historische Details, wie die Bögen im Keller oder ein alter Brunnen vor der Apotheke blieben dabei erhalten. Pünktlich zum 200. Geburtstag der Adler-Apotheke im Jahr 2012 wurde das Museum eröffnet. Borchwardt hofft, dass auch „De olle Apteik“ eines Tages zur Filmkulisse wird: „Dann aber für einen anderen Dreh, ein Märchen oder etwas ähnliches.“